"Handballtreffer" Vertrauen ist keine Lösung

Der "Handballtreffer" von Hannovers Leon Andreasen hat die Diskussion um die Verantwortung für krasse Fehlurteile bei Toren im Profifußball neu belebt. Und mal wieder die Frage aufgeworfen, ob es einen Schutz davor geben kann.

Schon bevor der Videobeweis mit der Torlinientechnik zum Beginn dieser Saison eingeführt wurde, gab es die Forderung nach weitergehenden Hilfen durch Fernsehbilder. Vor allem die Klärung, ob ein Treffer regulär erzielt worden ist, sollte verbessert werden.

Eine Lösungsmöglichkeit ist die Einführung des Video-Schiedsrichters, der in anderen Sportarten - in denen es zum Teil um weit weniger Geld geht - längst zur Normalität gehört. Er würde dem Unparteiischen innerhalb weniger Sekunden, während derer heute auf dem Spielfeld hitzig diskutiert wird, die entscheidenden Informationen geben. In den Niederlanden wird bald immerhin getestet.

Ohne einen solchen Oberschiedsrichter hängt alles an der Qualität der Zusammenarbeit innerhalb der Schiedsrichtergespanne. Zumindest eines der vier Augenpaare hätte in Köln das klare Handspiel sehen und über Funk darüber informieren müssen. Die aktuelle Kritik zielt natürlich auf Bastian Dankert - zumal er freie Sicht auf die Szene hatte -, umfasst aber ebenso seine drei Assistenten.

Zum Verhalten der Schiedsrichter kommt noch ein weiterer Punkt hinzu, den Kölns Trainer Peter Stöger ansprach: die Ignoranz der Unparteiischen auf Kritik von außen. Um nicht ein Bußgeldverfahren durch den Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes zu riskieren, sprach er vorsichtig davon, dass das Verhalten der Schiedsrichter gegenüber den Trainern in Richtung Überheblichkeit gehe. Faktisch empfinden wohl viele Trainer bei zahlreichen Unparteiischen ein arrogantes, unnahbares Auftreten.

Am einfachsten wäre es im aktuellen Fall natürlich gewesen, "Falschspieler" Leon Andreasen hätte sein Fehlverhalten sofort zugegeben. Dass er es erst nach wiederholtem Befragen und der Ansicht des Videobeweises tat, wirft kein gutes Licht auf ihn. Auf das Vertrauen in die Fairness der Akteure kann sich niemand verlassen. Eine Lösung bietet nur der Oberschiedsrichter.

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