RWE spaltet sich auf Versuch der Befreiung

Essen/Frankfurt · RWE bleibt also der alte Energie-Dino und gliedert die Zukunft der Energieversorgung aus. Das ist gut so. Denn einem grün lackierten RWE-Logo hätten Verbraucher und Anleger wohl ebenso wenig getraut wie den grün lackierten Werbespots der Stromerzeuge.

Es bleibt dabei: Die großen Energieversorger sind vom Ende der Kernkraft auf dem falschen Fuß erwischt worden, haben dann aber die Energiewende gründlich verschlafen. Über die Abspaltung der Erneuerbaren und der Stromnetze hinaus muss RWE beweisen, dass der Konzern zukunftsfähig werden kann. Der Trend weg von den großen Kraftwerken hin zu einer dezentralen Stromversorgung erfordert neues Denken. Viel kleines Unternehmertum muss in dem Riesenkonzern etabliert werden.

Dass ein "Weiter so" nicht mehr möglich war, haben endlich auch die Kommunen und Städte eingesehen, die bei RWE als Anteilseigner viel zu sagen haben. Ein weiteres Beharren auf regelmäßigen Dividenden bei voller Uneinsichtigkeit in eine veränderte Welt hätte den Dino an die Wand gefahren und zu einem Fall für staatliche Retter gemacht. RWE-Chef Peter Terium hat hier gute Überzeugungsarbeit geleistet.

Das Bekenntnis der Essener zu ihrer Verantwortung in Sachen Atomkraft macht zudem den Weg frei für eine Stiftungslösung. Alle Atomanlagenbetreiber könnten ihre Altlasten in eine Stiftung auslagern und mit Kapital unterfüttern. Dem Steuerzahler könnte so erzählt werden, dass er nicht die Lasten des Ausstiegs tragen muss (zumindest nicht komplett). Und das Land Baden-Württemberg hätte eine Sorge weniger. Schließlich gehören ihm fast die Hälfte aller Anteile am Atomstromunternehmen EnBW. Dem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann dürfte der nächste Landtagswahlkampf ohne diese Last sicher leichter fallen.

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