Kommentar USA und Europa - Klartext

Amerikanische Außenpolitik orientiert sich traditionell nur an zwei Fragen: Wer macht uns Probleme? Und wer kann uns helfen?

Was das geopolitische Ringen des Westens mit Russland um die Ukraine angeht, hat sich im notorisch ungeduldigen Washington der Eindruck festgesetzt, dass die Europäische Union mehr Probleme macht, als dass sie hilft.

Zu unentschlossen und zickzackhaft geht die den USA in ihren zähflüssigen Abläufen bis heute rätselhaft gebliebene EU in der einzigen Frage vor, die Präsident Obama interessiert: Wie kann man Putin am Zugriff auf ein strategisch wichtiges 45 Millionen-Volk hindern? Amerikas Befund ist - soweit man die für raubauziges Selbstbewusstsein bekannte Di-plomatin Victoria Nuland richtig versteht - klar: Die können?s wieder nicht, die Europäer. Stimmt. Teilweise.

Dass sich die EU bis heute nicht einig darüber ist, wie weit die Annäherung der Ukraine an Europa perspektivisch gehen soll (und was das kosten darf), ist Tatsache. Dass Amerika keine maßgeschneiderte Lösung vorzuweisen hat, dafür aber jede Menge fehlgeschlagene Einmischungen weltweit, ebenso. Aus dieser Uneinigkeit erwächst Spielraum.

Für Moskau. Und dessen Satelliten Janukowitsch. Washington mag es nicht, wenn Putin Spielraum hat. Nulands Klartext, von russischer Seite mit bemerkenswerter Chuzpe öffentlich gemacht (NSA - habt ihr die Abhörer nicht abgehört?), ist für den russischen Präsident vorübergehend fast so viel Wert wie eine russische Goldmedaille in Sotschi.

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