Kommentar US-Vorwahlkampf - Auf dem Ego-Trip
Die Freakshow ist vorüber. Und gewonnen hat eine, die gar nicht dabei war. Hillary Clinton, Präsidentschafts-Aspirantin der Demokraten in den Vereinigten Staaten, wird nach dem ersten öffentlichen Vorsprechen der zehn aussichtsreichsten konservativen Bewerber für 2016 nur eines gedacht haben: Bitte, Jungs, macht bloß weiter so.
Und das möglichst lange. So weiter, das heißt durch das republikanische Prisma gesehen: Gestandene Führungsfiguren, die im Range von Ministerpräsidenten oder Senatoren seit Jahren Verantwortung tragen oder getragen haben, lassen einen durch Reality-Shows gestählten Selbstdarsteller gewähren. Sie setzen auf Selbst-Demontage. Und das ist feige. Dass der (noch) in Umfragen führende Bau-Milliardär Donald Trump ungestraft seinen maß- und substanzlosen Ego-Trip ausleben durfte, wird die Republikaner weiter schädigen.
Es ist ein Unterschied, ob man berechtigtes Unbehagen in weiten Teilen der weißen, älteren und von Überfremdungsängsten geplagten Wählerschaft konstruktiv aufnimmt. Oder ob man in den auf Einwanderung gründenden Vereinigten Staaten die demografischen Blöcke in Pegida-Manier gegeneinander in Stellung bringt und die Latinos in Scharen den Demokraten in die Arme treibt. Ohne die unerwartet gnadenlosen Moderatoren von Fox News wären Trumps sprechblasige Politikangebote ungeprüft geblieben. Jeb Bush & Co. müssen in der Sache endlich die Konfrontation mit Trump aufnehmen und den Mann als das entlarven, was er ist: komplett ungeeignet für das höchste Amt im Staate.