Kommentar US-Präsidentschaftswahlkampf - Beachtliche Vorarbeit

Sie sind das B-Movie zum Hollywood-Kassenschlager. Debatten von Anwärtern auf die Vizepräsidentschaft in Amerika wird im Entscheidungsprozess kaum mehr als Fußnoten-Charakter zugebilligt. Das ist nach der Begegnung zwischen Joe Biden und Paul Ryan nicht anders. Die Wähler geben ihre Stimme der ersten Riege, nicht den Stellvertretern.

In diesem Fall haben beide Schatten-Männer allerdings beachtliche Vorarbeiten geleistet, an denen Barack Obama wie Mitt Romney nur schwer vorbeikommen werden. Vor allem Obama steht jetzt noch mehr unter Druck. Joe Biden hat den Kampfgeist und die Leidenschaft an den Tag gelegt, die demokratische und unabhängige Wähler gerade aus der Mittelschicht zuletzt beim Präsidenten schmerzlich vermisst haben.

Obamas Lustlosigkeit vor den Augen von 70 Millionen Zuschauern, nicht seine politische Leistungsbilanz, war der Grund dafür, dass sein bis dahin komfortabler Vorsprung in den Umfragen drastisch geschmolzen ist.

Wenn die mitunter übertriebene Aggressivität des Überzeugungstäters Biden gegenüber dem fast 30 Jahre jüngeren Nachwuchs-Star der Erz-Konservativen nun die Ouvertüre zu inspirierendem Klartext aus dem Mund Obamas gewesen sein sollte, dann könnte die zweite Fernseh-Debatte nächsten Dienstag schon der Tag der Wahrheit werden und den letzten Unentschlossenen die Entscheidung für den 6. November abnehmen. Stirbt der Amtsinhaber wieder in professoraler Höflichkeit, lässt er sich von den Halb- und Unwahrheiten in Romneys Konzept teilnahmslos überrollen, dann könnte Joe Biden umsonst gekämpft haben.

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