Kommentar US-Präsident Barack Obama - Gescheiterter Visionär

Er ist als Visionär gestartet - und gemessen an seinen eigenen Ansprüchen gescheitert. Ob Barack Obama auch als Realo in einem ihm und seinem Politikverständnis zusehends feindseliger gesonnenen Biotop überleben kann, wird sich nach dieser Woche zeigen.

Auf dem Parteitag in Charlotte hat der Präsident die Chance, Zeugnis abzulegen vor dem amerikanischen Volk. Dazu gehört, sich herunter zu dimmen, bei aller Blockade-Taktik des Gegners eigene Fehler einzugestehen und neues Vertrauen einzuwerben.

Die Ausgangsposition ist schwierig. Obamas Leitmotiv der kleinen Schritte - auf Pump finanzierte Investitionen in Infrastruktur, Forschung und Bildung, eine Steuer-Reform zu Lasten der Super-Reichen, der Erhalt des sozialen Sicherungssystems - kollidiert nicht nur mit ökonomischen Eckdaten. Sondern auch mit der Ungeduld einer nicht auf die Verwerfungen der Globalisierung vorbereiteten Bevölkerung.

Amerikaner glauben zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer noch an die längst verloren gegangene Einzigartigkeit Amerikas und bestehen auf Lösungen im Eiltempo. Nur darum wird dem undurchsichtigen Firmen-Sanierer Mitt Romney beim Kern-Thema der Blankoscheck größerer Wirtschaftskompetenz ausgestellt.

Obwohl dessen Konzepte für eine Reparatur Amerikas bisher eine Ansammlung von Leerstellen darstellt. Obwohl sein Plädoyer für radikale Ausgabenkürzungen und Steuersenkungen für Millionäre vor allem die Mittelklasse träfe. Kann sich Obama davon absetzen, hat er eine Chance auf Wiederwahl. Sonst nicht.

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