Kommentar Turbulenzen um das G36 - Daneben geschossen

Geht's noch? Aufwachen!, wollte man den Managern der schwäbischen Rüstungsschmiede Heckler & Koch am liebsten zurufen. Und zur Vorbeugung allen versuchten oder in Versuchung geführten Beamten der Rüstungsabteilung des Verteidigungsministeriums gleich mit.

Die Affäre um das beim Dauerfeuer unpräzise Standardgewehr G36 der Bundeswehr nimmt inzwischen absurde Züge an.

Unfassbar: Ein Rüstungskonzern wendet sich an den Militärischen Abschirmdienst (MAD), der unter anderem extremistische Tendenzen in der Truppe aufspüren soll, um Druck auf Journalisten zu machen, die kritisch über die Funktions(un)fähigkeit des Sturmgewehrs G36 schreiben. In autoritären Regimen mag eine solche Amtshilfe Praxis sein.

Vielleicht auch in einem engstirnig geführten Konzern in Oberndorf am Neckar, wo noch andere ungeschriebene Gesetze herrschen. In einem demokratischen Rechtsstaat, in dem die Presse- und Meinungsfreiheit eine wesentliche Säule der Verfassung ist, aber ist es schlicht ein Skandal. Daneben geschossen! Heckler & Koch brauchen Nachhilfe: in positiver PR und Staatskunde.

Immerhin hat der Präsident des Militärischen Abschirmdienstes die abenteuerliche Anfrage des Rüstungsunternehmens umgehend abgelehnt. Und immerhin ist der damalige Abteilungsleiter Rüstung im Verteidigungsministerium, der beim MAD-Präsidenten persönlich pro Heckler & Koch nachhakte, seines Postens enthoben. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will ja den Rüstungssektor neu ordnen. Sie hat alle Hände voll zu tun.

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