Kommentar zur Krise der Bonner Telekom Baskets in der Sackgasse

Meinung | Bonn · Die Telekom Baskets Bonn haben vor der Saison einen radikalen Umbruch vollzogen. Durch die aktuelle Krise zeigt sich, dass diese Veränderung zu radikal ausgefallen ist, meint GA-Redakteurin Tanja Schneider.

 Baskets-Trainer Thomas Päch gibt in einer Auszeit Anweisungen an sein Team.

Baskets-Trainer Thomas Päch gibt in einer Auszeit Anweisungen an sein Team.

Foto: Jörn Wolter

Die Telekom Baskets erleben gegenwärtig die größte Krise ihrer Vereinsgeschichte. Dass sie sich vor der Saison entschieden haben, neue Wege zu beschreiten, erweist sich in der Rückbetrachtung als zu großes Risiko. Sollten die Baskets nicht schnell einen Weg aus der Sackgasse finden, könnte sie in Richtung zweite Liga führen. Zu Saisonbeginn undenkbar.

Bonn holte Thomas Päch aus Berlin. Einen jungen aufstrebenden Trainer, den auch andere Vereine gern verpflichtet hätten. Ein Coup, der Aufbruchstimmung entfachte – nach vielen Jahren mit für Bonner Verhältnisse überschaubarem Erfolg. Der letzte Playoff-Sieg datiert vom 6. Mai 2017 in Bamberg, in den darauffolgenden Jahren scheiterten die Bonner jeweils mit 0:3 in der Viertelfinal-Serie. Über die erste Runde hinaus kam das Team zuletzt 2009 unter Trainer Mike Koch. Das Ende im Finale gegen Oldenburg ist vielen noch präsenter als manches farblose Jahr in der Zwischenzeit.

Päch kam, brachte ein neues System mit und erhielt reichlich Vorschusslorbeer. Alles vorbei. Und alle, die „nur Playoffs“ für zu wenig halten, stellen fest, dass es auch noch weniger gibt.

Das Bonner Problem ist hausgemacht

Immer wieder mal schaffen es Vereine, ohne das ganz große Geld in die Phalanx der in der Regel gut finanzierten Top-Clubs einzudringen. Rasta Vechta beispielsweise in der vergangenen Saison oder die Crailsheim Merlins in der aktuellen. Aber dafür bedarf es auch Glück. Bei der Trainerwahl, dem Scouting, der Kaderzusammenstellung und Teamchemie und nicht zuletzt der Gesundheit der Spieler.

Das Bonner Problem ist hausgemacht und die Krise ist aus der Tatsache gewachsen, dass man sich auf dem Hardtberg zu spät eingestanden hat, dass das von Päch eingeführte System des freien Entscheidens auf dem Feld nicht von null auf hundert funktioniert. Ein paar Systeme hätten dem Team vielleicht weitergeholfen, sich in schwierigen Situationen zurechtzufinden. Der Umbruch war zu radikal, und mit den Misserfolgen wuchs der Druck. Das Eingeständnis des Scheiterns ist die Verpflichtung von Geno Lawrence, eines Spielmachers alter Schule. Der Beweis des Scheiterns ist die Tatsache, dass er gleich in seinem ersten Spiel als der erhoffte Stabilisator und Ballverteiler die Mannschaft besser machte.

Und jetzt kommen weitere Probleme hinzu: Vier verletzte Spieler drohen für die nächsten Partien gegen Szombathely (Ungarn) und in Gießen auszufallen – und dem Trainer fehlt es an Erfahrung. Gerade im Abstiegskampf. So gern die Hardtberger Chefetage auch geduldig mit allem Neuen sein wollte, jetzt geht es ans Eingemachte. Päch wird zumindest die Partie in Gießen gewinnen müssen, denn eine zweite zu spät getroffene Entscheidung werden Wolfgang Wiedlich und seine Mitstreiter sich nicht vorwerfen wollen.

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