Kommentar Tag des Diebes

Na, haben Sie am Dienstag auch mal wieder ein neues Foto von sich machen lassen? Beim Blitzen auf NRWs Straßen? Mehr als 3500 als Polizisten verkleidete Fotografen haben sich gestern um Sie bemüht, meist ohne Erfolg.

Denn die Autofahrer sagten artig "nein, danke" und verhielten sich so wie immer - nämlich vorschriftengerecht. Auch die notorische Raser rasten nicht, wussten sie doch, dass geblitzt wurde und auch noch wo, denn sie durften ja mitbestimmen, an welchen Orten die Polizisten ausschwärmten. Sage noch einer, das Beteiligungsrecht des Bürgers sei notleidend!

Im Ernst: Was nützt es mir zu wissen, dass in dem Moment, in dem ich in Bonn geblitzt werde, auch Bettina in Bielefeld büßen muss? Was nützt es mir zu wissen, dass der (zurecht um mehr Verkehrssicherheit bemühte) Landesinnenminister sagt, wenn kaum jemand erwischt werde, zeige das, dass die Aktion Wirkung habe? Dauerhaft jedenfalls nicht. 2012 wurden 1,6 Millionen mal Temposünder in NRW erwischt, im vergangenen Jahr waren es zwei Millionen - macht ein Plus von 25 Prozent und spült ganz nebenbei ordentlich Geld in die klammen kommunalen Kassen.

Vor allem aber: Die Hauptaufgabe der Polizei, für die Sicherheit der Bürger zu sorgen, gerät immer mehr ins Hintertreffen. Denn während Raser Ruhetag machen, erklärt eine andere Branche den Tag zum Aktionstag. Der Dieb hatte gestern, sofern er sich ans Tempolimit hielt, noch freiere Bahn als an allen anderen Tagen des Jahres - und das könnte mich rasend machen!

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