Kommentar Süden der Vergangenheit belasten Deutsche Bank

Frankfurt · Die Anleger sind enttäuscht. Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal des Jahres kaum noch Gewinn gemacht. Das ist bitter, denn nun müssen die Aktionäre fürchten, dass die Dividende für das laufende Jahr magerer ausfällt als sie sich das gewünscht haben. Na und?

Schließlich hat es die Aktionäre auch nicht gestört, dass sie in der Vergangenheit aus üppigen Gewinnen bedient wurden, die nicht immer so reell verdient waren, wie sie dargestellt wurden.

Es sind gerade die Sünden der Vergangenheit, die die Deutsche Bank jetzt so belasten. Zahlreiche Rechtsstreitigkeiten beschäftigen die Juristen, und es ist mehr recht als billig, dass die Bank für den ungewissen Ausgang dieser Auseinandersetzungen entsprechend Vorsorge trifft.

Ob die inzwischen vier Milliarden Euro dafür ausreichen werden, ist nicht einmal gesagt. Allein die US-Bank JP Morgan musste 13 Milliarden Dollar (9,5 Milliarden Euro) zahlen, um ihren Streit mit den US-Behörden aus der Welt zu schaffen. Auch die Deutsche Bank steckt in dem Schlamassel um die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac - Ausgang ungewiss.

Doch während die US-Banken im Großen und Ganzen ähnlich weiter machen wie vor der Krise und dabei nur geringe Einbußen hinnehmen müssen, haben Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die Co-Chefs der Deutschen Bank, dem einzigen wirklich international tätigen deutschen Kreditinstitut einen "Kulturwandel" verordnet. Man will in Frankfurt nicht mehr zocken wie bisher, sich mehr als früher auf das Geschäft mit Firmen- und Privatkunden konzentrieren. Das verspricht weniger Gewinn, ist aber genau das, was man als Lehre aus der Finanzkrise mitnehmen sollte.

Die gute Nachricht dabei ist, dass sich die Deutsche Bank diesen Wandel leisten kann. Sie hat viele Risiken, die in der Bilanz schlummerten, in den letzten Jahren abgebaut und verfügt dennoch über eine Eigenkapitalausstattung, die den künftigen regulatorischen Anforderungen entspricht.

Die Bank muss sich keine Sorgen um die anstehende Überprüfung durch die Europäische Zentralbank machen. Dafür muss sie sich auf niedrigere Gewinne einstellen und darf nicht der Versuchung erliegen, mit unseriösen Geschäften mehr Geld verdienen zu wollen. Wenn solche Geschäfte zu Milliardenstrafen führen, waren sie einfach falsch.

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