Kommentar Streit um Ärztehonorare - Vergifteter Ton

Die Stimmung unter den niedergelassenen Ärzten ist schlecht. Das Ergebnis der Honorarverhandlungen zwischen Medizinern und gesetzlichen Krankenkassen trägt dazu bei. Das letzte Wort ist nicht gesprochen.

Der Ärger ist insofern verständlich, als die Krankenversicherungen auf prall gefüllten Kassen sitzen. Die gute Konjunktur, die wachsende Zahl von Beschäftigten und politische Beschlüsse haben ihnen satte Beitragseinnahmen beschert. Auch weil die Bundesregierung keine Scherereien im Wahljahr 2013 haben will, sollen die meisten Krankenkassen ohne Zusatzbeiträge auskommen. Entsprechend hoch ist der Einheitsbeitrag, den alle Versicherten zahlen müssen.

Die Krankenkassen wollen glauben machen, dass die Praxisärzte im Geld schwimmen. Daher veröffentlichen sie regelmäßig Statistiken über deren Einkommen, verschweigen aber, dass es sich um Durchschnittsangaben handelt. Unter den Ärzten sind die Einkünfte sehr ungleich verteilt, abhängig von der Fachrichtung - und von der Lage der Praxis. Wer das Glück hat, viele Privatpatienten in seinem Einzugsgebiet zu haben, muss sich nicht um Kassenpatienten reißen.

Allerdings sind die Ärzte nicht unschuldig am vergifteten Ton. Die letzte große Honorarreform hat ihnen deutlich mehr Geld eingebracht. Über ein Jahr lang haben sie lautstark das Gegenteil behauptet, den Untergang des Arztberufes an die Wand gemalt. Das war unredlich. Über die Retourkutsche dürfen sie sich nicht wundern.

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