Kommentar Sterbehilfe - Es gibt eine Alternative

Nach einem erfüllten Leben friedlich in seinem Bett zu sterben - was romantisch klingt, ist längst nicht mehr der Normalfall. Qualvolle Krankheiten wie Krebs, Parkinson oder Alzheimer nehmen zu.

Zwei Drittel aller Deutschen wollen den Zeitpunkt ihres Todes selbst bestimmen - und dass, sobald es so weit ist, ein Arzt da ist, der ihn herbeiführt.

Darf man aus ethischen Gründen zurückweisen, was Menschen in ihrer ureigensten Frage entscheiden - der des eigenen Daseins? Darf ein Staat den Bürgern vorschreiben, wie sie mit dem eigenen Tod umzugehen haben?

Naivität ist hier fehl am Platz. Die "aktive Sterbehilfe" auch in Deutschland zu erlauben, würde zwar viele Probleme lösen - aber viele neue schaffen. Denn alles, was missbraucht werden kann, wird auch missbraucht werden. Wenn ein Mensch "auf eigenen Wunsch hin" getötet wird - wer kann zweifelsfrei (!) beschwören, dass es nicht doch der Wunsch der gestressten (oder aufs Erbe schielenden) Angehörigen war? Wer soll, wer kann das kontrollieren?

Die andere Möglichkeit wäre, ein bundesweites System aufzubauen, das Demenzkranke dauerhaft menschenwürdig (!) betreut und Todkranken die Angst und die Schmerzen nimmt. Das hieße: Abschied vom "Pflege"-Fließband, das viele Deutsche schlimmer finden als tot zu sein. Das hieße auch: "Sterbe-Hilfe" mit dem Herzen statt der Giftspritze.

So etwas kostet natürlich viel Geld. Aber die Frage ist nicht, ob dieses reiche Land sich das leisten kann. Sondern, ob es sich so etwas leisten will. Eine interessante Frage in einer Zeit, in der das Wort "Wohltat" ein Schimpfwort ist.

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