Kommentar zum Nato-Manöver „Defender Europe 20“ Sprache der Macht
Meinung · Mit der größten Verlegeübung über den Atlantik seit 25 Jahren demonstriert das US-Militär den Schulterschluss mit Europa. Die Großübung verfolgt bedeutende Zwecke, kommentiert GA-Redakteur Kai Pfundt.
Die Zahlen klingen pompös. 37.000 Soldaten, Hunderte Kampfpanzer, rund 33.000 Fahrzeuge insgesamt. Alleine 20.000 Mann, die die Nato-Vormacht USA von heimischen Basen über den Atlantik nach Europa schippern. Das Großmanöver mit dem zackigen Namen „Defender Europe 20“ ist für die Nato-Logistiker eine Herausforderung, insbesondere für die beteiligten Bundeswehr-Einheiten. Deutsche Truppenübungsplätze sind Schauplätze des Manövers, über deutsche Häfen, Bahnstrecken und Straßen wird ein großer Teil des nötigen Materials transportiert.
Mit gutem Grund stellt sich die Frage, ob der riesige Aufwand an Menschen und Material gerechtfertigt ist. Aber die Großübung verfolgt zwei bedeutende Zwecke. Die beteiligten Streitkräfte müssen erstens praktisch ausprobieren, ob und wie sie logistische Großlagen bewältigen können. Vor allem aber müssen sie Erfahrungen sammeln, welche Hindernisse und Probleme dabei auftauchen und wie sie aus dem Weg geräumt werden können – nur üben übt. Nicht weniger wichtig ist die Signalwirkung nach innen und außen. Das Manöver liefert den materiellen Nachweis, dass das militärische Beistandsversprechen der USA für Europa nicht nur Phrase ist, sondern im Fall der Fälle erfüllt werden kann. Das ist keine Selbstverständlichkeit bei einer US-Regierung, die von multilateralen Organisationen generell nichts hält und speziell die Nato mit erklärter Geringschätzung betrachtet.
Ist „Defender Europe 20“ nun „Säbelrasseln“, wie die notorischen Putin-Versteher von der Linken reflexhaft kritisieren? Mag sein, wenn man darunter versteht, dass militärische Präsenz – zu Übungszecken, wohlgemerkt – nicht nur versprochen, sondern praktiziert wird. Die Sprache der Macht also, eine, von der sicher ist, dass Putin sie versteht.