Kommentar Sport als Chance

Volle Regale, vor allem mit Wodka - Russland hat sein Alkoholproblem augenscheinlich nicht im Griff. Die Menschen kommen immer noch zu leicht und billig an den Stoff, der ihnen Ablenkung vom grauen Alltag verspricht.

Die Zahl der Opfer beträgt 23.000 Alkoholtote pro Jahr in der jüngeren Vergangenheit - nach Angaben des eigenen Gesundheitsministeriums. Forscher der Universität Toronto lieferten in einer kürzlich veröffentlichten Studie sogar Belege dafür, dass jeder zweite Todesfall bei Männern zwischen 15 bis 54 Jahren auf Alkohol zurückzuführen sei.

Bis zur Jahrtausendwende wurde das Problem von den Russen selbst geleugnet. Inzwischen ist die tragische Tragweite bekannt und wird thematisiert.

Immerhin, denn Erkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt auf dem Weg zur Besserung. Dennoch lässt sich als Gast in Moskau nicht das Gefühl leugnen, dass die Gefahr - obwohl identifiziert - weiterhin verniedlicht wird. So wie aus dem Wort Woda (Wasser) das Wort Wodka (Wässerchen) gemacht wurde.

Sportprogramme sind im Sinne der Volksgesundheit ein guter Ansatz. Allerdings müssen Plattformen wie die Leichtathletik-WM offensiver genutzt werden, um die Botschaft zu transportieren.

Eine andere Schwierigkeit löst das nicht: Wo soll die Zeit fürs eigene Sporttreiben bleiben, wenn die meisten Menschen in der neuen, teuren Konsumgesellschaft nur mit mehreren Jobs gleichzeitig überleben können? Rosige Perspektiven sehen anders aus.

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