Kommentar Schließung des Opel-Werks in Bochum: Bittere Pille

Der Ausverkauf läuft seit über einem Monat: "Alles muss raus" ist der Slogan, unter dem das Inventar des traditionsreichen Bochumer Opel-Werks versilbert wird - vom Bürostuhl bis zur Hydraulikpresse.

Es ist das Schlusskapitel der Geschichte eines sich über Jahre hinziehenden Niedergangs und einer Geschichte fataler Fehlentscheidungen und wirtschaftlicher Schwäche der marktfern in den USA sitzenden Konzernmutter GM. Vor allem für die betroffenen Beschäftigten ist der Verlust ihres Arbeitsplatzes eine bittere Pille: Im ohnehin von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Ruhrgebiet wird gleichwertiger Ersatz schwer zu finden sein, wenn überhaupt. Für die gesamte Region ist die Schließung der Bochumer Auto-Fabrikation ein Menetekel: Ein weiterer Großarbeitgeber kehrt dem Ruhrgebiet den Rücken. Dass Landesregierung und Kommunen nun vor allem kleine und mittlere Unternehmen auf dem Opel-Gelände ansiedeln wollen, ist zwar die richtige Konsequenz. Diversifizierung und kleinteiligere Strukturen verringern die Abhängigkeit von einzelnen Großarbeitgebern. Aber innovativen Mittelständlern wird fast überall der Rote Teppich ausgerollt.

Der Düsseldorfer Landesregierung verschafft die Abwicklung des Bochumer Opel-Werks allerdings ein gewichtiges Argument in ihrem Ringen um Gelder aus dem Solidarpakt. Besonders in NRW sind viele Städte und Regionen gefangen in einem Abwärtsstrudel aus wirtschaftlicher Schwäche und verfallender Infrastruktur. Ohne Hilfe von außen werden sie nicht ertüchtigt werden können, sich aus dem Sog zu befreien.

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