Kommentar Rad-Verkehrsplan - Ehrgeizig

Es ist ein ehrgeiziges Ziel: Binnen weniger Jahre sollen in Deutschland, gemessen an der gefahrenen Strecke, zehn statt 15 Prozent aller getätigten Fahrten mit dem Fahrrad erfolgen.

Die Vorgabe steht gewissermaßen symbolisch für die Anstrengungen, das Auto in der Garage zu lassen, einen weiten Bogen um die Tankstellen zu schlagen und - ganz nebenbei - auch etwas Nachhaltiges für die eigene Gesundheit zu tun. Fahrradfahren kann zudem ein gemeinsames Familienerlebnis sein, an dem man viel Spaß haben kann.

Aber der Fahrrad-Alltag sieht anders aus: Und da beginnt dann das Problem der Politik. Denn richtig ist, dass die Absichtserklärung der Bundesregierung in traurigem Kontrast zu den ganz aktuellen Zahlen des Bundeshaushalts steht. Die Mittel für den Ausbau von Fahrradwegen sind glatt halbiert worden. Viele Fahrradwege gleichen einem Schlagloch-Slalom.

Es ist auch deshalb schwierig, weil das Regierungspapier viele Probleme ausblendet. Vor allem in den Großstädten wirken Fahrradfahrer wie Freiwild für rücksichtslose Autofahrer. Wo bleibt ein Beifahrer-Spiegel im Auto, der den toten Winkel verhindert? Umgekehrt gibt es Fahrrad-Fans, die glauben, die Straßenverkehrsordnung habe für sie keine Gültigkeit.

Warum wird der 1,6-Promille-Satz für Fahrradfahrer nicht drastisch heruntergefahren? Die Versäumnisse ändern nichts an den guten Absichten der Koalition. Aber ausblenden lassen sich verkehrspolitische Probleme nicht.

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