Kommentar Putins Drohgebärden

BERLIN · Seit dem Frühjahr spielen Russland und die Nato ein beunruhigendes Spiel sich hochschaukelnder Aktionen und Reaktionen.

Das westliche Bündnis und die Kernmacht des untergegangenen Warschauer Paktes testen an den beiderseitigen Nahtstellen die militärischen Fähigkeiten des Gegenübers aus. Die russischen Bombermanöver über der Ostsee und dem Atlantik und der demonstrative Atomraketentest stellen den vorläufigen Höhepunkt dieser gegenseitigen, gezielten Provokationen dar.

Das Signal aus dem Kreml ist deutlich: Zwar hat die Putin-Regierung die Kriegshunde an der ukrainisch-russischen Grenze wieder an die Leine genommen. Aber niemand soll auf die Idee kommen, diese zumindest vorläufige Entspannung als Klein-Beigeben oder gar militärische Niederlage der Russen zu interpretieren. Ganz im Gegenteil. Russland demonstriert, dass es in der Lage ist, mit seinen Flugzeugen, Raketen und möglicherweise auch U-Booten bis tief ins Nato-Gebiet hinein militärisch zu agieren.

Allerdings handelt es sich (noch) um nicht mehr als symbolische Aktionen. Die Nato und der Westen sollten dieses Spiel nicht mitspielen und Putins Drohgebärden ins Leere laufen lassen. Die Zweitauflage eines Kalten Krieges oder eines neuen Rüstungswettlaufs sollten wir uns nicht aufdrängen lassen.

Russlands militärische Fähigkeiten und geopolitische Absichten müssen gleichwohl intensiv analysiert werden. Das Ergebnis kann durchaus sein, dass wir uns 25 Jahre nach dem Mauerfall von der Vorstellung einer Friedensdividende verabschieden müssen.

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