Kommentar Priestermangel in der katholischen Kirche - In der Abwärtsspirale

Wer heute katholischer Priester werden will, der muss schon sehr überzeugt sein von seiner Berufung. Ein unerschütterlicher Glaube allein reicht dafür nicht. Auch Qualitäten in der Seelsorge sind weniger gefragt als noch zu früheren Zeiten.

Ein Pfarrer eines Seelsorgebereichs mit mehr als 20 000 Gläubigen - selbst im Erzbistum Köln ist das keine Seltenheit mehr - ist eher Manager eines mittelständischen Unternehmens als Arbeiter im Weinberg des Herrn.

Selbst wenn die Quote der Kandidaten, die auf dem Weg zur Weihe ihre Ausbildung abbrechen, in den vergangenen Jahren gesunken ist: Eine Abbrecherquote von 50 Prozent wie in Mainz oder 30 Prozent wie in Köln kann sich die Kirche angesichts der wenigen Neupriester nicht leisten.

Doch welche Chancen gibt es? Naheliegend wären sicher die Abschaffung des Zölibats und/oder die Möglichkeit der Berufung von Frauen in das Priesteramt. Doch selbst wenn die deutschen Bischöfe diesen Ideen positiv gegenüber stünden, entschieden wird darüber allein in Rom. Demzufolge ist beides unrealistisch.

Der Mainzer Regens meint, die beste Werbung für den Priesterberuf seien gute Priester als Vorbilder. Da hat er durchaus recht, doch wenn die jungen Gläubigen die noch vorhandenen Priester nur noch als Seelsorger auf der Durchreise erleben - von Kirche zu Kirche in ihrem Seelsorgebereich, dann können diese nur schwerlich als Vorbild dienen. Bei der Anzahl der Priesteramtskandidaten scheint die Abwärtsspirale kaum noch aufzuhalten.

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