Kommentar Netzneutralität - Billige Mogelpackung
Es beginnt die Ära, in der einige große Anbieter das Internet unter sich aufzuteilen versuchen. Da entstehen Verbünde von Providern und jene, die die Inhalte liefern.
Unabhängige Musik-Streaming-Dienste tauchen plötzlich als "Untermieter" von Platzhirschen für den technischen Zugang auf. Der Reiz, dieses Modell dadurch zu zementieren, dass man eigene Daten bevorzugt und andere ausbremst, ist groß. Der Kampf um Kunden und Marktanteile ist im Gange.
In dieser Phase hätte man von den EU-Institutionen, die sich die Regulierung vorbehalten, erwartet, dass es ein Machtwort für ein freies, offenes Netz geben würde - vielleicht sogar nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten, die die Gegner des Freihandelsabkommens TTIP nur allzu gern kritisieren. Dabei hat Washington das freie Internet vor wenigen Wochen festgeschrieben.
Europa lieferte gestern lediglich eine billige Mogelpackung, die voller schwammiger Formulierungen und Hintertürchen steckt und deshalb einfach alles möglich macht. Geschickt wird die Verantwortung für die Umsetzung und Überwachung den nationalen Regulierungsbehörden übertragen. Vor denen haben Großkonzerne wie Telekom, Vodafone und andere im Zweifel immer die besseren Karten, weil sich kleine und mittelständische Betriebe langwierige Verfahren nicht leisten können.
Am Ende werden jene siegen und die Aufteilung des Netzes fortsetzen können, die nicht nur Musik und Videos haben, sondern auch Angebote stricken können, die als lukratives Komplettpaket daherkommen - hohe und sichere Datenübertragungsraten inklusive.