Kommentar Meisner und die islamischen Familien - Gründlich missglückt

Gut, dass Joachim Kardinal Meisner mit seiner Klarstellung nicht gezögert hat. Der Kölner Erzbischof räumt ein, dass seine Wortwahl in punkto katholische und muslimische Familien "vielleicht" unglücklich gewesen sei.

Das war sie nicht nur "vielleicht". Alles in allem aber kommt die gestrige Erklärung des Erzbischofs einer Entschuldigung ziemlich nahe, auch wenn er sein Bedauern etwas umwegig nur auf die Wirkung seiner Worte bezieht.

Dass er muslimische Familien nicht abwerten wollte, darf man dem Kardinal durchaus glauben. Mit seiner Bewunderung für kinderreiche islamische Familien hat er nie hinter dem Berg gehalten.

Und wenn ihm nun, wie er da in sichtlich gelöster Stimmung äußerte, eine Familie des von ihm geförderten Neokatechumenalen Weges "drei muslimische Familien" ersetzen sollte, dann war das wohl als eine Art sportlicher Vergleich gemeint: Ihr seid noch tüchtiger als die Muslime. Ein gründlich missglücktes Bonmot.

Ob übrigens traditionelle Verhältnisse, unter denen viele islamische Frauen leiden, wirklich als Vorbild taugen, darüber und über sein Familienbild insgesamt wird der Kardinal so kurz vor seiner Emeritierung nicht mehr diskutieren wollen.

Die Familien des "Weges" empfahl er als Gegenbild gegen die vielen "Halbchristen", und das zeigt die Problematik seines Auftretens: In Kreisen 150-prozentig überzeugter Insider mag er verstanden werden. Außerhalb dieser Glaubenseliten überlagert die Irritation über unüberlegte Äußerungen Meisners allzu oft die frohe Botschaft.

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