Krise im Nahen Osten - Brandgefährlich

JERUSALEM · Es ist müßig zu streiten, ob Israel derzeit den dritten Palästinenseraufstand seit 1987 erlebt oder ob es lediglich dessen Vorboten sind, was sich in Jerusalems derzeit Straßen abspielt.

Seit der Entführung und Tötung von drei jüdischen Schülern im Westjordanland im Sommer und dem mutmaßlichen Racheakt von Juden an einem arabischen Jugendlichen kommt Jerusalem nicht zur Ruhe.

Zu den nächtlichen Zusammenstößen zwischen Steine werfenden Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften in Ostjerusalem kamen zuletzt mehrere blutige Anschläge - keine Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln wie in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts, sondern Täter, die mit einem Bagger oder einem Personenwagen arglose Passanten überfuhren.

Aus der Reihe der Opfer ragt einer hervor, der sich als Tempelaktivist einen Namen gemacht hat: Jehuda Glick, der seit Jahren für eine gemeinsame Nutzung des Felsendomplateaus in der Altstadt durch Juden und Moslems eintritt. Der Anschlagsversuch auf Glick vor zehn Tagen war eine gezielte Tat.

Glick steht als Symbol für all die Wortführer einer Änderung des Status quo an dem Ort, den die die Juden als heiligste Stätte ihrer Religion verehren, wo aber Moslems bereits seit dem siebten Jahrhundert beten und bis heute - vertraglich verbürgt - die Souveränität ausüben.

Glick, seine Anhänger und Gleichgesinnte mögen von Religion beseelt sein, ihr Einfluss reicht aber inzwischen bis weit ins israelische Parlament. Das ist brandgefährlich. Was über viele Jahre als Konflikt lediglich köchelte, kann ganz schnell explodieren.

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