Kommentar Konjunktur - Wenn der Druck sinkt

Pessimisten werden die überraschenden 0,3 Prozent Wirtschaftswachstum in der Eurozone wahlweise als Wahlkampftrick der Bundesregierung oder konjunkturelles Strohfeuer deuten. Sie werden die weiterhin zu hohe Verschuldung vieler Euroländer und die fehlenden Reformen - etwa in Frankreich - anmahnen. Sie werden auf die Gefahren hinweisen, die für eine Exportnation wie Deutschland in der Welt lauern.

Es gibt allerdings auch gute Gründe für Optimismus. Natürlich ist die Wirtschaftskrise in Europa nicht überwunden, weil das Wachstum es in einem Quartal knapp über die Stagnation geschafft hat. Doch viele der noch vor wenigen Jahren durchaus realistischen Untergangs-Szenarien sind ausgeblieben. Die Euro-Zone hat sich nicht aufgespalten, die gemeinsame Währung ist stabil geblieben.

Zumindest in Deutschland sind die Auswirkungen der Krise vergleichsweise wenig zu spüren gewesen. Und in den meisten hierzulande gerne gescholtenen Südländern haben die Menschen schmerzhafte Einschnitte in Kauf genommen, damit sich ihre Wirtschaft wieder erholt. Portugal ist dafür ein gutes Beispiel. Die gerade in Deutschland kritisierte Strategie der Europäischen Zentralbank, durch Garantien die Märkte zu beruhigen, hat bisher funktioniert.

Ob Europas Wirtschaft Kurs halten kann, hängt in erster Linie davon ab, ob Reformen fortgeführt werden, wenn der Druck sinkt. Wenn nicht mehr die Staatspleite oder die Währungskrise drohen, sondern "nur" noch der Weg fortgesetzt werden soll. Und daran glauben nur überzeugte Optimisten.

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