Kommentar Kinderbetreuung in NRW - Zeit läuft davon

Den Kommunen läuft die Zeit davon. Ab August 2013 gilt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes dritte Kind unter drei Jahren. Er wird nicht überall vor Ort erfüllt werden. Dann aber droht eine Klagewelle der Eltern: Kein gutes Omen für die Gemeinderäte ein Jahr vor der Kommunalwahl.

Dabei deckt selbst eine Versorgungsquote von 32 Prozent den Bedarf nicht. Der Betreuungsplatz wird für junge Familien und Alleinerziehende zur Voraussetzung für den Beruf. Die Zeiten, in denen die Oma den Enkel tagsüber betreuen konnte, sind in der Regel vorbei. Ein Preis der hohen Mobilität und Flexibilität, der von Arbeitnehmern heute verlangt wird. In Großstädten suchen Eltern für 60 Prozent der Unter-Dreijährigen einen Platz.

In einem Kraftakt haben Bund und Land den U3-Ausbau mit Milliardensummen forciert. Allein NRW hat in den letzten drei Jahren 400 Millionen Euro für Kitas aufgewendet. Trotz der Aufholjagd aber hakt es an allen Ecken und Kanten. Erzieher fehlen, hohe Standards behindern Kita-Bauten, klamme Kommunen bremsen. Schon wird der Ruf nach einem neuen Krippengipfel für zusätzliche Bundeshilfen laut.

Kleinkinder müssen auch in kleinen Gruppen individuell betreut werden. Trotzdem wird kein Weg daran vorbei führen, für eine kurze Übergangszeit unbürokratisch größere Gruppen zu genehmigen. Das ist kein Königsweg, aber für junge Mütter und Väter, die zurück ins Berufsleben drängen, oft die einzige akzeptable Alternative. Die Politik hat den Bedarf an U3-Plätzen unterschätzt, jetzt wird sie von der Wucht der Nachfragewelle überrollt.

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