Kommentar zum Prothesen-Springer Markus Rehm Kein Mann für Olympia

Meinung | Köln · Mit der Weite von 8,40 Meter hält Markus Rehm von Bayer Leverkusen den Behinderten-Weltrekord im Weitsprung. Der paralympische Athlet möchte gerne auch bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro starten. Bis Juni will der Leichtathletik-Weltverband über seine Startberechtigung entscheiden.

 Prothesen-Springer Markus Rehm katapultiert sich in die Weitsprunggrube.

Prothesen-Springer Markus Rehm katapultiert sich in die Weitsprunggrube.

Foto: picture alliance / dpa

Markus Rehm ist ein herausragender Sportler. Und ein richtig guter Typ. Der Weitspringer, dem im Alter von 14 Jahren nach einem Wakeboard-Unfall der rechte Unterschenkel amputiert wurde, hat längst Behindertensport-Geschichte geschrieben. Niemand darf ihm übelnehmen, dass er dieser ein olympisches Kapitel hinzufügen möchte.

Rehm äußert seinen Wunsch mit Bedacht, nicht anmaßend. Endlich zu wissen, woran er ist: Sein gutes Recht. Dass erst jetzt eine IAAF-Arbeitsgruppe zur Klärung des seit zwei Jahren schwelenden Problems gegründet worden ist, stellt den Funktionären des krisengeschüttelten Leichtathletik-Weltverband einmal mehr ein miserables Zeugnis aus. Die hehren Herren hätten es lieber ausgesessen.

Im Fall des Prothesen-Sprinters Oscar Pistorius kassierte der Internationale Sportgerichtshof die IAAF-Entscheidung. Die Einschätzung des Kölner Biomechanik-Professors Gert-Peter Brüggemann, nach der Pistorius durch seine Prothesen einen unfairen Vorteil hatte, war gekippt worden. Der Südafrikaner hätte bei Olympia 2008 starten dürfen, schaffte bloß die Norm nicht.

Bei einem Weitspringer, der sich trotz geringerer Anlaufgeschwindigkeit mittels Prothese so weit in die Sandgrube katapultiert wie die Besten der Welt ohne Handicap, kann das Gutachten nach gesundem Menschenverstand kein anderes Ergebnis bringen. Das Problem: Behinderungen sind individuell so unterschiedlich wie die Hilfsmittel. Weil es eine allgemeingültige Antwort über Vor- und Nachteile nicht gibt, muss jeder Fall einzeln begutachtet werden.

Auch wenn die Aussage nicht jedem gefällt: Rehm ist kein Mann für Olympia, weil Inklusion in den Grundprinzipien des sportlichen Wettkampfes ihre Grenzen findet. Wichtig ist, dass er die Wertschätzung für seine Leistungen erhält. Ob nun bei Olympia oder den Paralympics.

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