Islamismus - Frühwarnsystem
Religiösen Fanatikern, die zum Töten in den Bürgerkrieg nach Syrien und in den Irak reisen, hängt man gern das Etikett an: perspektivlose Versager mit eher niedrigem IQ.
Das Verstörende an dem Fall des Königswinterers Yamin A.-Z., der bei der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Gefangenen erschossen hat: Er war offensichtlich nicht dumm und perspektivlos. Im Gegenteil. Er machte eine Ausbildung bei der Telekom, galt als "vielversprechender, engagierter und sehr höflicher Mitarbeiter". Selbst als es Anzeichen gab, dass er sich radikalisiert haben könnte, ließ ihn der Arbeitgeber nicht fallen.
Allein, es half nichts. Nur ein gutes halbes Jahr später präsentiert sich dieser Mann, der von seinem privaten Umfeld als sehr religiös, aber weltoffen beschrieben wird, im Internet als fanatischer Killer. Ein solcher Fall wirft die Frage nach einem gesellschaftlichen Frühwarnsystem auf. Denn genau daran scheint es - nicht zum ersten Mal - gehapert zu haben. Der Arbeitgeber behauptet, er habe "die Sicherheitsbehörden" frühzeitig informiert. Was löblich wäre. Aber ausgerechnet die örtliche Polizei scheint zu spät gewusst zu haben, wohin möglicherweise die Reise des späteren IS-Kriegers geht. Denn dass ihre Staatsschutzabteilung den Mann erst auf dem Schirm hatte, als er abgetaucht war, deutet auf eine beunruhigende mangelhafte Kommunikation innerhalb der Behörden hin.
Doch der Fall Yamin A.-Z. zeigt zugleich, wie wichtig es ist, dass sich auch das berufliche und private Umfeld als Teil des Warnsystems begreift. So wächst die Chance, dass Anschläge im In- und Ausland verhindert werden.