Kommentar zur Revolte im US-Kongress Im Angriffsmodus

Meinung · Republikanische Abgeordnete haben im US-Kongress mit lautstarkem Protest eine Zeugenvernehmung in der Ukraine-Affäre gestört. Den Freunden Donald Trumps gehen allmählich die Argumente aus, kommentiert GA-Korrespondent Frank Herrmann.

Republikanische Vertreter im US-Repräsentantenhaus, sprechen zu Journalisten.

Republikanische Vertreter im US-Repräsentantenhaus, sprechen zu Journalisten.

Foto: dpa/Patrick Semansky

Kein Zweifel, den Freunden Donald Trumps gehen allmählich die Argumente aus. In der Sache haben sie wenig bis nichts zu entgegnen, nachdem der geschäftsführende US-Botschafter in Kiew genau das dokumentierte, was der Präsident immer bestritt. Dass Trump von der Ukraine nicht nur die Aufnahme von Ermittlungen gegen seinen Rivalen Joe Biden verlangte, sondern auch die Freigabe auf Eis gelegter Militärhilfe davon abhängig machte, das hat William Taylor in aufschlussreichen Details belegt. Weil sie keine glaubwürdigen Zeugen aufzubieten haben, die das Gegenteil belegen könnten, verlegen sich Trumps Verbündete im Kongress auf ein Ablenkungsmanöver.

Statt die Substanz der Vorwürfe anzufechten, fechten sie das Verfahren als solches an. Und da spektakuläre Aktionen mediale Aufmerksamkeit garantieren, besetzen sie einen Raum, in dem der Geheimdienstausschuss des Abgeordnetenhauses die nächste Zeugin der Ukraine-Saga vernimmt. Die Runde tagt hinter verschlossenen Türen, was angesichts der sensiblen Materie nichts Ungewöhnliches ist. Bei den Anhängern des Präsidenten wird daraus: Hier bastelt ein Staatswesen, das einem Rebellen den Wahlsieg über das Establishment drei Jahre danach noch immer nicht gönnt, an einem Komplott, um einen Volkshelden zu stürzen.

So schräg das klingt, zumal ja auch Republikaner in besagtem Ausschuss sitzen, es scheint das Fundament der Verteidigungsstrategie eines Bedrängten zu bilden. Schon 2016 inszenierte sich Trump als  Anführer eines Aufstands gegen eine selbstgerechte Elite. 2019 zeichnet er das Motiv in neuer Schärfe nach. Damals hat es funktioniert. Ob es ihn heute vor der Amtsenthebung rettet, liegt an seinen Parteifreunden im Parlament. Und die tun sich schwer, sich von ihm abzusetzen, solange ihm eine treue Basis die Rolle des von der Elite Gejagten abnimmt.

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