Kommentar zur Dienstpflicht für alle Keine Kleinigkeit
Meinung | Bonn · Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer will eine Dienstpflicht für alle Heranwachsenden. Dies ist eine gute Idee, sie auf die Beine zu stellen, wird jedoch keine Kleinigkeit, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.
Die Ich-Bezogenheit greift um sich. Die Gesellschaft zerfällt in Gruppen und Grüppchen. Zuwanderer bleiben unter sich. Es wird immer schwieriger, Kompromisse zu finden, die dem Gemeinwohl nützen. Da klingt die Idee der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer bestechend: Eine Dienstpflicht für alle Heranwachsenden. Sie soll jeden jungen Menschen daran erinnern, dass er Teil eines größeren Ganzen ist, für das er sich einsetzen muss. Es gibt eben nicht nur Rechte in einer Gesellschaft, sondern auch Bürgerpflichten. Die gelten für alle, die hier leben, ihre Herkunft ist egal.
Als Argument führt Frau Kramp-Karrenbauer ins Feld, was einst Wehrdienst und Ersatzdienst für die jungen Männer auszeichnete. Beide boten den Schulabgängern oder ausgelernten Azubis die Gelegenheit, eine andere gesellschaftliche Wirklichkeit kennenzulernen.
Nicht wenige Helfer in Behinderteneinrichtungen oder Krankenhäusern definierten in diesen Monaten ihre Berufsplanung neu. Viele erzählen bis heute von ihren Erfahrungen und profitieren von unerwarteten Gelegenheiten beispielsweise einen Lkw-Führerschein zu machen.
Die Dienstpflicht für alle jungen Menschen, gleich welchen Geschlechts, ist eine gute Idee. Sie auf die Beine zu stellen, wird jedoch keine Kleinigkeit, denn es bedarf einer umfangreichen Infrastruktur, die es nicht mehr gibt. Die Angebote sollten nicht die bezahlte Arbeit verdrängen oder unmöglich machen. All das wird sich organisieren lassen.
Am wichtigsten jedoch ist der Sinn, den die Tätigkeiten selbst haben müssen. Hier gilt es, einen hohen Standard anzulegen. Im sozialen Bereich, im Umwelt- und Naturschutz gibt es viele Möglichkeiten. Alle würden davon profitieren.