Kommentar Gruß an Herkules
Washington · Als die Bundeskanzlerin ankündigte, man habe die Finanzminister beauftragt, eine schnelle Überbrückungshilfe für Griechenland auszuarbeiten, schmunzelte sie leicht.
Auch Angela Merkel wusste da bereits, dass die 28 Haushaltsexperten der Mitgliedstaaten nicht weniger als eine Herkulesaufgabe vor sich haben würden. Rund zwölf Milliarden Euro brauchen die Hellenen bis Mitte August, um die anstehenden Rückzahlungen zu bestreiten - zuzüglich zum dritten Rettungspaket über 82 bis 86 Milliarden Euro.
Aber die klassischen Hilfsmittel der Gemeinschaft fallen aus, wenn nicht auch die Regierungen ohne Euro mitziehen. Dass die sich nun fragen, warum sie die Rechnungen der Währungsunion bezahlen sollten, erscheint verständlich. Was derzeit zwischen den Finanzministern abläuft, ist die Fortsetzung des schwierigen Gipfels.
Natürlich wären bilaterale Kredite ein einfacher und unkomplizierter Weg - zumindest fiskalisch. Politisch scheint das kaum durchsetzbar, weil die Emotionen über die langen vergeblichen Rettungsversuche immer noch hochkochen. Da ist es für keinen Staats- oder Regierungschef ein Vergnügen, Überweisungen nach Athen vor der eigenen Bevölkerung zu rechtfertigen.
Dass nun Lösungen aus dem EU-Budget bevorzugt werden, liegt auf der Hand. Wenn die Brüsseler-Kommission in ihren Geldbeutel greift, tut das niemandem wirklich weh. Zumal wenn es um Gelder geht, die Griechenland ohnehin zustehen würden. Doch der Glaube an eine unkomplizierte, weil politisch schmerzfreie Lösung führt in die Irre.