Kommentar Grubenunglück in der Türkei - Wut auf Behörden

So schrecklich es nach dem katastrophalen Grubenunglück im westtürkischen Soma auch klingen mag: Es gibt kaum Hoffnung, noch Überlebende unter Tage zu finden - und ebenso wenig gibt es Hoffnung auf baldige und durchschlagende Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in türkischen Bergwerken oder in der Bauindustrie.

Natürlich verspricht die Regierung Erdogan jetzt, die richtigen Schlüsse aus dem schwersten Unglück in der türkischen Wirtschaftsgeschichte zu ziehen und Missstände zu bekämpfen. Doch kaum jemand glaubt, dass dieses Versprechen auch eingelöst wird.

Die türkischen Gewerkschaften sind zu schwach, um Unternehmen und Behörden zu einem Umdenken zu zwingen. Der Ministerpräsident demonstrierte am Mittwoch selbst, wie sicher er sich fühlt. In Bergwerken gebe es nun einmal Unfälle, selbst in den hochindustrialisierten Staaten des Westens sei das so, sagte er bei einem Besuch am Unglücksort.

Wenn es einen Funken Hoffnung gibt, dann ist es die Reaktion vieler jungen Türken. Sie weigern sich, Unglücke wie die von Soma als Schicksal hinzunehmen. Und sie zeigten am Tag nach dem Unglück mit Demonstrationen und Protestmärschen, dass sie sich selbst und ihre Landsleute nicht mehr von geldgierigen Unternehmen verheizen lassen wollen - der Staat soll etwas dagegen unternehmen.

Bei der Präsidentenwahl im August wird das wohl kaum etwas verändern, möglicherweise aber in den kommenden Jahren, wenn diese junge Generation das Ruder übernehmen wird.

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