Kommentar Großzügiger

BERLIN · Das soll alles gewesen sein? Die Debatte um die Entschädigung von Kindesmisshandlungen kann nicht mit normalen Maßstäben geführt werden. Den Opferverbänden geht es sicher auch um eine finanzielle Unterstützung.

Aber es gibt weitere Probleme im medizinischen und psychotherapeuthischen System der Opferbetreuung: Die Wartezeiten für die Betroffenen sind elendig lang. Klar ist auch, dass die Behandlungskosten für die von Misshandlung Betroffenen von einem Durchschnittseinkommen nicht vorzufinanzieren ist.

Es mangelt ohnehin an kompetenten Therapeuten. Das Leid der Opfer findet kein Ende: Erst der körperliche Missbrauch, dann die Bestrafung durch eine - zumindest was die Bundesländer betrifft - ignorante Paragrafenreiterei. Das Gefühl der Hilflosigkeit wird durch die katholische Kirche noch gesteigert, die das Problem des Missbrauchs von Schutzbefohlenen genau kennt, aber offensichtlich weiter verdrängt. So hätten sich die deutschen Katholiken sehr über ein klärendes Wort des Papstes gefreut.

Die Bilanz im Umgang mit Missbrauchten ist also mehr als durchwachsen. Wenn die Bundesländer ihre Zahlungen in den Hilfsfonds weiter zurückhalten, werden die Gewaltopfer zu Almosen-Empfängern degradiert. Dies kann der Bund nur mit der Erhöhung seines Anteils an dem Opferfonds zu verhindern suchen. Der Vorwurf gegen die Familienministerin, sie habe kein Konzept, darf nicht zu einem Blockade-Instrument in der wichtigen Frage der Opfer-Behandlung werden.

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