Kommentar Gewalt gegen Frauen in Indien - Ware Mensch

Kriminelle gehen davon aus, dass sie nach Verbrechen nicht gefasst werden. Das gilt besonders auch in Indien. Denn die Mühlen der Justiz kommen nicht einmal auf Schneckentempo.

Für den 1,2 Milliarden Menschen zählenden Subkontinent gilt aber auch, dass für Bewohner in den Bundesstaaten oder auf dem Land längst nicht relevant sein muss, was in den große Städten diskutiert wird. Zudem wird es länger dauern, bis in den letzten Winkel des Landes die Kunde ankommt, dass dank Gesetzesreformen Sexualtäter nun schneller abgeurteilt werden können.

Die Realität ist so verwirrend wie das Land weitläufig und verschieden ist. Die brutale Massenvergewaltigung einer 20jährigen Frau in West-Bengalen hat ihre Wurzeln in der Tatsache, dass Frauen auf dem Land häufig mehr als Ware denn als Mensch betrachtet werden. Es ist besonders perfide, dass sich ein Dorfvorsteher geprellt fühlt, weil die junge Frau lieber einen eigenen Freund suchte statt sich in eine unbekannte Gegend zu einem unbekannten Mann mit einer unbekannten Zukunft verschachern zu lassen.

Ironischerweise verhielt sich der Dorfvorsteher ebenso archaisch wie Indiens urbane Mittelklasse, wenn sie den Galgen für Vergewaltiger verlangt. Tatsache bleibt, dass junge Inder mit Gewalt gegen Frauen aufwachsen. Der Glaube, ein paar harte Gesetze würden genügen, um dem alltäglichen Problem sexuelle Gewalt ein Ende zu setzen, zeugt von einfachem Denken. Die Überzeugung, Proteste und Demonstrationen in den Indiens Städten würden den Vergewaltigungen ein Ende setzen, ist nicht minder naiv.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zwei deutsche Gewinner des Duells mit
Euphorie im Anflug
DFB-Team überzeugt gegen FrankreichEuphorie im Anflug
Zum Thema
Bahnstreik abgewendet
Kommentar zur Einigung zwischen GDL und Bahn Bahnstreik abgewendet
Aus dem Ressort