Gesundheit
Augenmaß gefordert
Über die sprichwörtlichen "Apothekenpreise" hat sich wohl jeder Kranke schon mal geärgert. Der Berufsstand hat bisher alle Versuche, Kosten für die Krankenkassen und die Patienten zu senken, gut überstanden. Die Betriebe halten stillschweigend auch in den Bereichen zusammen, wo durch freigegebene Preise Wettbewerb möglich wäre. Das hat bisher weitgehend funktioniert.
Die Versandapotheken haben einen ersten Keil in den Block der Präsenzapotheken getrieben. Zwar werden die Kunden noch immer kräftig zur Kasse gebeten. Aber immerhin geben sich viele Betriebe wieder mehr Mühe bei der Beratung der Kranken.
Das ist ein Verdienst des niederländischen Unternehmens Doc Morris, das den hiesigen Apotheken schon viele Kunden abgejagt hat. Wenn sich der saarländische Gesundheitsminister gegen die Apothekerschaft durchsetzt, wird der Konkurrenzdruck auf mittlere Sicht stark steigen und die Arzneimittel preiswerter werden.
Theoretisch könnten Apothekenkonzerne entstehen, die wie die Discounter das Land mit Filialen überziehen.
Doch das ist nur auf den ersten Blick eine positive Aussicht. Denn wenn große Pharmakonzerne in das Geschäft einsteigen oder sich lokale Monopole herausbilden, kann sich die Idee als Bumerang erweisen, zum Beispiel weil nur noch bestimmte Produkte angeboten werden.
Nur des Prinzips wegen sollte das Apothekenrecht also nicht ausgehebelt werden. Besser als eine von den Gerichten vorgegebene Entscheidung wäre eine Debatte über Sinn und Unsinn traditioneller Strukturen und eine Reform mit dem nötigen Augenmaß.