Kommentar zum Jugendmedienschutz Gesetze reichen nicht
Meinung | Berlin · Das Internet ist auch ein Ort menschlicher Abgründe, ein Sammelbecken für Gewalttäter, Radikale und Kriminelle. In der analogen Welt würde niemand sein Kind schutzlos an einen solchen Ort lassen, kommentiert Jan Drebes.
Das Internet ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Es hat die Welt wie kein anderes Medium revolutioniert, es ist ein Ort des Wissens, der Kommunikation, der globalen Vernetzung. Doch es ist auch ein Ort menschlicher Abgründe, ein Sammelbecken für Gewalttäter, Radikale und Kriminelle.
In der analogen Welt würde niemand sein Kind schutzlos an einen solchen Ort lassen. Genau das geschieht aber im Netz jeden Tag. Ein Grund: Die viel zu laschen Vorschriften, die Anbieter von Messengerdiensten, Online-Spielen oder Videoportalen einhalten müssen, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Deren Daten sind der Rohstoff, den die Unternehmen schürfen wollen. Je mehr die jungen Nutzer davon preisgeben, umso besser für das Geschäft.
Es ist die Aufgabe des Staates, dem Einhalt zu gebieten und das Profitinteresse der Unternehmen hinter den Schutz Minderjähriger zurückzudrängen. Daher ist die von Familienministerin Giffey auf den Weg gebrachte Reform überfällig. Sie muss dazu führen, dass die Anbieter wirksame Maßnahmen ergreifen und sich nicht wie bisher hinter offiziellen Mindestaltersbeschränkungen verstecken können.
Doch auch Eltern tragen Verantwortung. Es gibt bereits viele Ratgeber, wie Mütter und Väter ihren Kindern den richtigen Umgang mit digitalen Plattformen beibringen können. Zur Not schränken Schutzprogramme für Smartphones und Computer den Spielraum der Kinder ein oder ermöglichen die Überwachung durch die Eltern. Und schließlich gehört Medienkompetenz – nicht unbedingt als eigenes Fach – in den Schulalltag, damit Kinder und Jugendliche unter Anleitung Erfahrungen im Netz sammeln und ein Gespür für Gefahren entwickeln können. Jugendmedienschutz braucht all das, um wirksam zu sein.