Kommentar Gauck in Tschechien - Sorgen im Osten

Bei der Reiseplanung für dieses Jahr konnte Joachim Gauck noch nicht wissen, wie sehr aktuelle politische Ereignisse seine Besuchsprogramme beeinflussen würden.

Man darf aber spekulieren, dass es den meinungsfreudigen Präsidenten nicht besonders stört, sich etwa zum Zustand der türkischen Demokratie zu äußern - harsche Reaktionen inklusive.

Dieser Linie folgend, hat Gauck bei seinem Besuch in Tschechien der Ukraine-Krise breiten Raum eingeräumt. Unter anderem mit der an Moskau gerichteten Aussage, dass es "für uns in Europa" nicht hinnehmbar sei, dass Russland mit Drohungen Politik mache.

Mit diesem "für uns in Europa" dürfen sich besonders jene Länder angesprochen fühlen, die früher zum Machtbereich der Sowjetunion gehörten. Tschechen, Slowaken, Ungarn, Polen, Balten - sie alle verfolgen Putins neuen russischen Expansionismus mit Argwohn und Befürchtungen.

Diese nach jahrzehntelanger Unterdrückung verständlichen Sorgen werden nicht gemindert durch die Art und Weise, wie die Ukraine-Krise in Deutschland von vielen diskutiert wird. Die Krim, die Ostukraine? Für die Putin-Versteher Verfügungsmasse zur Befriedigung russischer Großmachtansprüche.

Die Ansprüche der Ukraine auf territoriale Integrität, auf Souveränität? Zweitrangig. Diese Version einer Beschwichtigungspolitik muss im Kreml als Einladung verstanden werden, die Grenzen des Möglichen zu testen. Umso wichtiger ist es, eindeutig klarzumachen, dass die Grenze überschritten ist, wenn Grenzen infrage gestellt werden.

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