Kommentar Friedensnobelpreis an OPCW - Das Prinzip Hoffnung

Die Arbeit der Organisation für das Verbot der Chemiewaffen ist wichtig, lobenswert und ehrenwert. Die Vergabe des Friedensnobelpreises an die OPCW dokumentiert die Ächtung der verabscheuungswürdigen Waffen und könnte der weltweiten Abrüstung einen zusätzlichen Schub verleihen

Zudem führt die Preisvergabe den Menschen in aller Welt erneut und eindringlich die Gräueltaten in Syrien vor Augen und schafft einen bemerkenswert aktuellen Bezug.

Dies alles ist unbestritten und ließe die Bewertung zu, dass das Nobelkomitee eine richtige, eine überzeugende Entscheidung getroffen hat. Entsprechend positiv fielen die internationalen Reaktionen aus. Dennoch sei hier ein großes "Aber!" erlaubt - und gleich in zweierlei Hinsicht.

Zum einen wird wieder einmal eine Organisation ausgezeichnet, die im Auftrag einer Staatengemeinschaft handelt. Anders formuliert: Die OPCW ist letztlich nur Instrument und ausführendes Organ eines internationalen Bündnisses und macht so gut wie möglich ihren Job.

Nun mag man einwenden, dass dies zweitrangig sei, weil es letztlich um das Ziel und den (Friedens-)Nutzen gehe. Dennoch hat es eine andere Qualität, ob eine Organisation im Regierungsauftrag handelt oder ob sich Privatpersonen, Privatinitiativen oder Nicht-Regierungsorganisationen unter Einsatz von Leib und Leben für den Frieden in einem Land oder in der Welt einsetzen.

Auch deshalb waren vergangene Nobelkomitee-Entscheidungen so umstritten: Man kann der Internationalen Atomenergie-Behörde IAEO oder den Vereinten Nationen oder der Europäischen Union den Nobelpreis zuerkennen. Man kann sich aber auch von der Political Correctness lösen und Menschen oder Institutionen ehren, die aus ihrer privaten, ihrer persönlichen Überzeugung heraus handeln.

Menschen und Gruppen, die nicht so prominent sind, deren Arbeit aber ins Licht einer weltweiten Öffentlichkeit gehört. Oder man gibt den Friedensnobelpreis an die 16-jährige Malala aus Pakistan, die ein schlimmes Attentat knapp überlebte und sich weiterhin tapfer für Bildung und Chancengleichheit einsetzt. Was wäre das für ein Signal gewesen! Oder war eine solche Entscheidung zu logisch, vielleicht zu wenig überraschend, weil das Mädchen zu den "Favoriten" gehörte?

Das zweite "Aber!" zu dieser Entscheidung: Es ist wieder ein vorauseilender Preis für erhoffte Erfolge. Ähnlich wie beim eher peinlichen Votum 2009 für US-Präsident Barack Obama, der damals noch nichts und später so gut wie nichts zum Frieden beigetragen hatte, setzt das Nobelkomitee auch hier auf das Prinzip Hoffnung. Der Preis möge zum Erfolg der Chemiewaffeninspekteure und damit zum Frieden im Nahen Osten beitragen. Das ist in Ordnung, man kann es so machen. Und doch bleibt der Gedanke: Erneut wurde eine Chance vertan.

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