Kommentar zu Trump und Obama Fortsetzungsgeschichte

Meinung | Washington · US-Präsident Donald Trump verbreitet Verschwörungstheorien über seinen Vorgänger Barack Obama. Was davon Trauma ist und was Paranoia, sei dahingestellt. Trump will vielmehr von seinen eigenen Verfehlungen in der Epidemie ablenken, kommentiert unser Autor.

 Eine Aufnahme aus dem Jahr 2016: Donald Trump und Barack Obama im Oval Office.

Eine Aufnahme aus dem Jahr 2016: Donald Trump und Barack Obama im Oval Office.

Foto: picture alliance / dpa/Michael Reynolds

Es ist so etwas wie das Ur-Trauma des Donald Trump. Die überrumpelte politische Klasse, die nicht verhindern konnte, dass er, der Rebell im Kampf gegen das Establishment, ins Weiße Haus einzog, verweigerte ihm hinterher den Respekt. Sie konnte sich partout nicht damit abfinden, dass ein Außenseiter das Duell gegen Hillary Clinton, die Favoritin der Elite, gewann. Also versuchte sie ihm Steine in den Weg zu legen, wo immer es ging, etwa in Form der Nachforschungen Robert Muellers, des Sonderermittlers der Russlandakte.

Was davon Trauma ist und was Paranoia, sei dahingestellt. Jedenfalls will Trump die Fortsetzung der Geschichte erzählen, um beim Votum am 3. November die Oberhand über seinen Herausforderer zu behalten. Um Joe Biden zu besiegen, um das Anti-Elitäre des Wahlkampfs 2016 wiederaufleben zu lassen, setzt Trump auf eine Schlammschlacht.

Mit Sachargumenten kann er nicht punkten, nicht in einer Lage, in der die Schwächen eines Präsidenten, der Wissenschaftlern offensichtlich misstraut und der auch deshalb im Kampf gegen die Epidemie wertvolle Zeit verlor, so krass wie nie zuvor sichtbar wurden. Folglich versucht er es mit der abenteuerlichen Behauptung, Barack Obama habe sich eines der größten politischen Verbrechen in der Geschichte der USA schuldig gemacht. Obamagate!

Was so typisch ist für Trump: Beweise, die seine krude These stützen, interessieren ihn allenfalls am Rande. Fakten nennt er nicht, denn Fakten könnten widerlegt werden. Er lebt vom Diffusen, es geht ihm darum, einen Verdacht zu schüren. Den Generalverdacht, dass die politische Klasse auch diesmal eine Verschwörung gegen ihn plant, so wie sie nach seiner Wahl angeblich vor nichts zurückschreckte, um ihn schon nach kurzer Zeit aus dem Amt zu jagen.

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