Kommentar EU-Sanktionen für Russland sind schmerzhaft

Wie stark schneidet sich der Westen mit Sanktionen gegen Russland ins eigene Fleisch? Die Finanzmärkte reagierten am Mittwoch zunächst relativ gelassen auf die Ausweitung der Sanktionen.

Das Geschehen an den Börsen ist schon ein Indiz dafür, welche Folgen die Marktteilnehmer erwarten. Und die Botschaft lautet: Wenn es schmerzhaft wird, dann in erster Linie für Russland.

Tatsächlich dürfte vor allem der gesperrte Zugang zu den Finanzmärkten für Moskau problematisch sein. Das Land hatte zuletzt schon Probleme mit der Schuldenaufnahme, seit Jahresbeginn mussten mehrere Eurobond-Emissionen mangels Nachfrage abgesagt werden. Die Wirtschaft, jenseits des Rohstoffsektors marode und ohne starken Mittelstand, ist drauf und dran, in die Rezession zu rutschen. Die Drohung mit dem zugedrehten Gashahn läuft weitgehend ins Leere, erstens weil die Abhängigkeit des Westens nicht mehr so stark ist, zweitens, weil dann auch noch die letze funktionierende Devisenquelle versiegen würde.

Die deutsche Konjunktur hängt nur zu einem geringen Teil an Russland, drei Prozent der Exporte gehen dorthin. Es liefern relativ wenige Firmen, die allerdings werden umso stärker getroffen. Die deutsche Wirtschaft stellt zu Recht die Frage, was Sanktionen bringen sollen. Bei Kuba oder Nordkorea laufen sie seit Jahrzehnten ins Leere. Einzig der Iran hat beim Atomprogramm eingelenkt, das aber auch erst nach Jahren. Politische Lösungen für politische Probleme - das wäre der billigere Weg.

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