Kommentar zum Stadtbahn-Konzept Es gibt noch viel Arbeit

Meinung | Bonn · Der Beschluss der Planungspolitiker aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ist eine gute Nachricht. Der Kauf neuer Fahrzeuge für die Stadtbahnlinien ist aber längst überfällig, findet GA-Redakteur Dylan Cem Akalin.

 Stadtbahn 66 in Sankt Augustin: Sie gehört zu den wichtigsten Verbindungen im Rhein-Sieg-Kreis.

Stadtbahn 66 in Sankt Augustin: Sie gehört zu den wichtigsten Verbindungen im Rhein-Sieg-Kreis.

Foto: Meike Böschemeyer

Natürlich darf man sich über den Beschluss der Planungspolitiker aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis freuen. Euphorie indes ist unangebracht. Der Kauf neuer Fahrzeuge für die Stadtbahnlinien ist längst überfällig. Die meisten Bahnen auf der Linie 66 stammen aus den 1970er und 1980er Jahren – und sind entsprechend anfällig. Und es ist nicht mit ein paar neuen Wagen getan, um die Stadtbahn attraktiver für Pendler zu machen.

CDU-Politiker Marcus Kitz fragte zu Recht nach einer Optimierung im Streckennetz. Tatsächlich braucht die 66 von Beuel bis zum Bonner Hauptbahnhof fast so lang wie auf ihrem Weg von Siegburg nach Beuel. Der Abschnitt in Höhe des alten Friedhofs in Beuel zum Beispiel ist ein besonderes Nadelöhr, an dem die Bonner schon lange knabbern. Geplant sind eine Verschiebung der Friedhofsmauer und der Abriss zweier Häuser, um die Straße auf diesem Knick verbreitern zu können und das Gleis der Bahn von der Fahrbahn für Autos zu trennen. Dazu müssen aber zunächst die Grabzeiten abgelaufen sein. Auch zwischen Kennedybrücke und Stadthaus stockt die Fahrt.

Werden diese beiden Engpässe beseitigt, könnte das die Fahrzeit zwischen Bonn und Siegburg um gut fünf Minuten verkürzen. Da wäre die Frage nach einer Expresslinie vom ICE-Bahnhof Siegburg bis zum Hauptbahnhof Bonn schon fast obsolet. Dennoch: Um eine wirklich schnelle Verbindung zu schaffen, damit Reisende nicht genauso lang auf dieser Strecke unterwegs sind wie zwischen Siegburg und Frankfurt, müsste über ein drittes Gleis auf der Stadtbahnstrecke nachgedacht werden. Optimierungspotenziale gibt es viele. Und die sind so wichtig wie noch nie.

Sicherlich müsste auch mehr in die Verkehrssteuerung investiert werden, damit die Fahrpläne zuverlässiger werden. Und die Frage einer Taktverdichtung auf den Stadtbahnstrecken ist auch nicht neu. Man stelle sich nur mal vor: Im Zehn-Minuten-Takt fährt die Linie 66 schon seit 1994. Aber es gibt mehr Licht als dunkle Wolken am Horizont. Der Kaufauftrag für neue Fahrzeuge wird in nächster Zukunft nicht der einzige bleiben. Zum Beispiel für die rechtsrheinische Rheinuferbahn – ein ganz wichtiges Glied im regionalen Schienennetz. Wenn das auch noch kommt, darf euphorisch gefeiert werden.

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