Kommentar Erdogan-Karikatur - Skandalöser Auftritt

Die Freiheit des Andersdenkenden ist die Basis der Demokratie. Die beleidigte Reaktion des türkischen Präsidenten auf eine Karikatur wirft deshalb nur ein neues Schlaglicht darauf, dass der autoritäre Erdogan mit den westlichen Grundrechten fremdelt.

In Ankara mag Erdogan den höfischen Personenkult des Unangreifbaren pflegen, die deutsche Gesellschaft aber wird sich die verfassungsmäßig geschützte Meinungs- und Pressefreiheit nicht beschneiden lassen.

Vor diesem Hintergrund ist der Auftritt der beiden CDU-Politiker in der Türkei nahezu skandalös. Erdogan zensiert das Internet, und deutsche Politiker sollen sich für Karikaturen in einem Schulbuch entschuldigen? Geht's noch, Frau Giousouf und Herr Wittke? Der neu aufgeflammte Karikaturenstreit kann nur eine Antwort finden: Die Pressefreiheit steht in Deutschland nicht zur Disposition.

Karikaturen übertreiben, spitzen zu und verstärken Charakteristika von Personen. Es soll auch deutsche Politiker geben, die sich über gezeichnete Kommentare schwarz ärgern. Präsidenten, Kanzler, Kirchenfürsten, Fußball-Vorstände und Wirtschaftskapitäne im Rampenlicht müssen damit leben, dass sie persönlich hart kritisiert werden.

Wer die Hitze nicht aushält, darf nicht in die Küche gehen. Das Entsetzen über das kleinmütige Agieren der Abgeordneten ist begründet. Auch Erdogan hat keinen Anspruch auf einen Sonderstatus, weder in deutschen Medien noch in Schulbüchern. Wenn der dünnhäutige Präsident keinen Spaß versteht, ist das kein Grund, dass wir uns unsere Grundrechte aus Ankara streitig machen lassen.

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