Kommentar EKD-Synode - Peinliches Gerangel

So nachdenklich wie am Sonntagvormittag hat die Synode, das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ihren Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider nur selten erlebt: Der Vorwurf, der vom Rat verabschiedeten Orientierungshilfe zu Ehe und Familie mangele es an theologischer Klarheit, schmerzt nach wie vor. Und so nutzte Schneider seinen traditionellen Bericht zur Lage der Kirche in erster Linie zur Klarstellung, was evangelische Theologie heute ausmacht.

Zurück zu den Quellen reformatorischer Theologie, zum lutherischen sola scriptura (allein die Schrift) also. Das hat auch konkrete Folgen. So soll sich die EKD -Kammer für Theologie unter Vorsitz des Berliner Kirchenhistorikers Christoph Markschies vor allem mit dem theologischen Verständnis von Ehe und Familie auseinandersetzen und möglicherweise anstelle der Orientierungshilfe eine Denkschrift ausarbeiten. Zurück zu den Quellen also. Nichts steht der evangelischen Kirche besser an als die Rückbesinnung auf ihre Ursprünge.

Umso peinlicher das Gerangel um die Wahl des neuen Präses. Ausgemacht war, dass der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein das zweithöchste Amt des Protestantismus übernehmen sollte. Durch die Nominierung einer Gegenkandidatin wurde daraus nichts. Die leitenden Frauen und Männer der EKD waren genauso enttäuscht wie Beckstein selbst. Doch diese Enttäuschung hätten sie sich sparen können, wenn sie mehr Gespür für die Stimmung in der Synode an den Tag gelegt hätten.

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