Kommentar Ein Versprechen

Es war eine Entscheidung zwischen den Präferenzen einer Gruppe und denen der Fußball-Nation. Im Sinne des größeren öffentlichen Interesses ist es gut, wie sie ausgefallen ist.

Die neue Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes wird im Frankfurter Stadtteil Niederrad gebaut, die Galopprennbahn mit Blick auf die Skyline der Mainmetropole muss weichen.

Es ist normal, dass Betroffene sich beklagen, wenn sich eine liebgewonnene Umgebung verändern soll. Wie die bayerischen Bergbauern, die ursächlich für das Nichtzustandekommen der Münchner Olympia-Bewerbung für die Winterspiele 2022 waren.

Die überschaubare Anhängerschar der Frankfurter Rennbahn gebärdete sich wie ein Kleingärtner-Verein, der seine in die Jahre gekommene Anlage nicht für eine Bundesgartenschau hergeben will. Von einem angeblichen 84-Millionen-Euro-Geschenk der Stadt Frankfurt war die Rede. Eine zweifellos übertriebene Darstellung, obwohl über das Maß des Entgegenkommens der Stadt bei der Erbpacht diskutiert werden darf. Andererseits aber auch über den Gewinn an Image und Einnahmen für den DFB-Standort.

Die Bürger haben den Weg frei gemacht für eine zukunftsweisende Investition. Die neue DFB-Heimat macht Sinn, weil sie als zentrale Einrichtung alle Ausbildungskompetenzen bündelt. So wie es in anderen führenden Fußballnationen wie Frankreich, Spanien und England längst üblich ist. Finanziert aus DFB-Mitteln, gefördert mit 7,6 Millionen von Fifa und Uefa, soll sie 89 Millionen Euro kosten: Die "Sternenschmiede", wie der mächtige Sportverband sein Jahrhundertprojekt selbst nennt.

Für manchen mag das großspurig klingen. Der Verband gibt damit ein Versprechen ab. Dass es nach 2014 nicht wieder 24 Jahre bis zum nächsten WM-Sieg dauern soll. Vor allem aber, dass Fehler wie die nach dem Titel von 1990 eingekehrte Selbstzufriedenheit nicht wiederholt werden. Die historische Fehleinschätzung des damaligen Weltmeistertrainers Franz Beckenbauer ("Auf Jahre hinaus wird unsere Nationalmannschaft unschlagbar sein") ist unvergessen - und weiterhin eine höchst wertvolle Mahnung.

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