Kommentar Ein Konzern spielt auf Zeit - RWE verkauft Stromnetzanlagen

Bonn · Das Spiel auf Zeit hat sich für RWE gelohnt: Eigentlich sollte der Essener Konzern die Stromnetzanlagen von Beuel und Bad Godesberg schon 2012 an die Stadtwerke verkaufen, nachdem er bei der Neuausschreibung der Konzessionen unterlegen war.

Doch wie in anderen Städten auch stellte sich RWE erst einmal quer. Sicher ist nachvollziehbar, dass die technischen Details einer solchen Entflechtung ebenso komplex sind wie die Wertermittlung für die Anlagen - mit denen RWE übrigens jahrzehntelang schon eine Menge Geld verdient hat.

Aber dass die Verhandlungen sich bis ins Frühjahr 2014 hingezogen haben, spricht Bände. Das Motiv der Essener scheint klar: Bis zur geplanten Übergabe der Netze im Januar 2015 kassieren sie dank einer Übergangsregelung bei den Netzentgelten mit - ganz anders, als es der Stadtrat ursprünglich beschlossen hatte. RWE saß schlicht am längeren Hebel: Der Drohung des Konzerns, keine Konzessionsabgabe mehr zu zahlen, hatte die hoch verschuldete Stadt wenig entgegenzusetzen. Und so liegt der Verdacht nahe, dass beim nun vereinbarten Kaufpreis von 35,8 Millionen Euro ebenfalls der Stärkere gewonnen hat.

Die Folgen könnten am Ende auch die Stadtwerkekunden treffen. Je mehr Geld das kommunale Unternehmen für die Stromnetze aufwenden muss, desto größer der wirtschaftliche Druck, einen Teil dieser Kosten über den Strompreis weiterzureichen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Helge Matthiesen
zu den weltweiten Militärausgaben
Eine andere Welt
Kommentar zu den weltweiten MilitärausgabenEine andere Welt
Zum Thema
Nur Warten reicht nicht
Kommentar zur Frühjahrsprognose Nur Warten reicht nicht
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Bekenntnis zur Truppe
Kommentar zum Veteranentag Bekenntnis zur Truppe
Aus dem Ressort