Kommentar Doppelagenten beim BND: Gefahr im Verzug

Wie heißt es so schön im Koalitionsvertrag? "Wir stärken die Spionageabwehr." Dann mal zu, es ist bitter nötig. Dass der US-Geheimdienst NSA seine Schnüffeleien in Deutschland (inzwischen vielleicht mit Ausnahme des Mobiltelefons der Bundeskanzlerin) tatsächlich aufgegeben hätte, kann nur glauben, wer naiv ist.

Geheim bleibt geheim, solange es andere nicht erfahren. Und darin sind die USA ziemlich gut. Nicht ohne Grund will Bundesinnenminister Thomas de Maizière einen 360-Grad-Blick, womit er im Kampf um geheime Informationen und deren unbefugte Weitergabe oder Beschaffung auch den großen Bruder USA in den Blick nähme.

Dass nun auch der deutsche Auslandsgeheimdienst BND einem Doppelagenten aus den eigenen Reihen aufgesessen ist, unterstreicht die Notwendigkeit einer effizienteren Spionageabwehr. Wenn der Mann tatsächlich eine Liste mit den Klar- und Decknamen von 3500 BND-Agenten im Ausland, darunter in den Einsatzgebieten der Bundeswehr, gestohlen hat, ist Gefahr im Verzug. US-Dienste sollen dankbar zugegriffen haben, als der BND-Bedienstete das Material anbot. Wer noch? Russland, China oder Iran?

Die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden sollten deutschen Entscheidern die Augen geöffnet haben. Geben und Nehmen ist Teil des Geschäftes auch unter den Geheimen, schon wahr. Doch Deutschland muss sich rüsten, will es im Wettlauf um wertvolle, auch um Leben rettende Information nicht abgehängt werden. Ab heute wird zurückspioniert. Spionageabwehr - auch in den eigenen Reihen - gehört dazu.

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