Kommentar Die Vollversammlung der Bischöfe - In Bewegung

Auf der gestern zu Ende gegangenen Frühjahrs-Vollversammlung der 66 katholischen Bischöfe ist etwas in Bewegung geraten, von dem man jetzt noch nicht sagen kann, wo es endet: So soll die katholische Kirche nicht nur ein "weiblicheres Gesicht" durch mehr Frauen in Leitungsfunktionen erhalten, sondern man lässt auch durch die eingeschränkte Freigabe der "Pille danach" vergewaltigte Frauen nicht länger ohne konkrete Hilfe und respektiert "auf jeden Fall" ihre Entscheidung.

Erneut wird der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen als "schwere Sünde" bezeichnet und es wird versichert, dass die Kirche auch in diesem Fall "der Wahrheit ans Licht verhelfen will, auch wenn diese noch so schmerzlich ist."

Mögen diese Themen auch noch so unterschiedlich sein, so hängen sie doch zusammen. Denn es geht um die Würde des Menschen: um die Frau, die nicht länger hinter den Männern stehen will und gleichen Anteil an Leitungsämtern in der Kirche fordert. Aber es geht auch um die vergewaltigte Frau, deren Entscheidung über die Verhinderung einer Schwangerschaft respektiert werden soll, sowie um den (nicht nur sexuellen) Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Es geht also um das Menschenbild der katholischen Kirche in der Gegenwart, wobei Kölns Erzbischof Joachim Kardinal Meisner selbstverständlich Recht hat, wenn er darauf hinweist, dass das Evangelium für die Gesellschaft immer ein Ärgernis ist und auch bleiben wird.

Die Trierer Bischofskonferenz hat mit ihren Beschlüssen keine billige Anpassung an die Gesellschaft vollzogen, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Vielmehr hat sie Themen ins rechte Licht gerückt, die schon immer für die Theologie eine Selbstverständlichkeit sind: Mann und Frau sind durch die Taufe gleich. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter erfordert konkrete Hilfe. Schließlich ist nach Jesus die Lehre für den Menschen und nicht der Mensch für die Lehre da. Und dass Missbrauch von Kindern eine "schwere Sünde" ist, sollte nicht nur dem letzten Pfarrer klar sein, sondern jedem Mitglied der Gesellschaft.

Mehr Frauen also in Leitungsämtern der Kirche wollen künftig die katholischen Bischöfe sehen, die zugleich auch entsprechende Förderangebote machen wollen. Die katholische Kirche soll also ein weiblicheres Gesicht bekommen, obwohl es auch heute bereits viele Theologieprofessorinnen, Ordinariatsrätinnen, einflussreiche Äbtissinnen gibt. Ganz abgesehen von den Religionslehrerinnen, Pastoralreferentinnen und Vertreterinnen in den katholischen Vereinen und Verbänden. Zu hoffen bleibt, dass der Trierer Absicht nun auch die entsprechenden Taten folgen und dass das postwendende Lob des Präsidenten des Zentralrates der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, nicht voreilig war.

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