Kommentar zur Pförtnerampel in Bonn Die Risiken sind zu hoch

Meinung | Bonn · Durch den Vergleich zwischen Land, Stadt und Deutscher Umwelthilfe konnten Fahrverbote in Bonn zunächst vermieden werden. GA-Redakteur Andreas Baumann kommentiert, warum zwei Punkte aus dem Vergleichspaket jedoch schlicht undurchführbar sind.

 Verkehr auf der Bonner Reuterstraße.

Verkehr auf der Bonner Reuterstraße.

Foto: Benjamin Westhoff

Es liegt in der Natur eines Vergleichs, das alle Beteiligten Kröten schlucken müssen. So ist es auch bei der Einigung zwischen dem Land, der Stadt und der Deutschen Umwelthilfe: Schön, dass damit zunächst Fahrverbote in Bonn vermieden worden sind – zwei Punkte aus dem Vergleichspaket sind aber schlicht undurchführbar.

Nummer 1: Die Pförtnerampeln, die möglicherweise den Zufluss vom der Autobahn 565 auf die Reuterstraße drosseln sollen. Wohl aus gutem Grund gibt es solche Anlagen bisher in ganz NRW nicht, sondern nur solche, die an den Auffahrten den Verkehr bremsen, um die Autobahnen zu entlasten. Macht man es umgekehrt, liegt die Gefahr auf der Hand, dass der Stau an den Pförtnerampeln bis auf die Autobahnen zurückreicht – um das zu ahnen, muss eigentlich niemand auf das Gutachten warten, das zu den Pförtnerampeln in Auftrag gegeben worden ist. Besonders heikel wären solche Rückstaus an der A 565, weil dort ab 2021 jahrelang am Neubau des Tausendfüßlers gearbeitet werden soll. Der zuständige Landesbetrieb rechnet deshalb auch ohne Pförtnerampeln schon mit Staus, die erfahrungsgemäß auf das halbe Stadtstraßennetz ausstrahlen. In diesen Staus stehen in Notfällen auch die Fahrzeuge der Feuerwehr. Ganz klar: Pförtnerampeln an der Reuterstraße aufzustellen, wäre verantwortungslos.

Nummer 2: Die angedachte Sperrung der Zufahrt zur Reuterstraße vom Endenicher Ei aus, die den Pendlerverkehr aus dem Südwesten in Richtung Bad Godesberg hart treffen würde. Die meisten Autofahrer dürften über die Baumschulallee oder die Wohnstraßen von Endenich und Poppelsdorf ausweichen. Das ist unzumutbar. Man kann ja durchaus die Strategie verfolgen, es Autofahrern in Bonn so schwer wie möglich zu machen. Aber dann muss erst einmal der öffentliche Nahverkehr ausgebaut sein – und vernünftig funktionieren.

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