Kommentar Die "Pille danach" - Unnötiges Rezept
Das Votum der Sachverständigen, die Rezeptpflicht für die "Pille danach" aufzuheben, ist keine Überraschung. Hatte doch dasselbe Gremium vor gut zehn Jahren schon einmal dieselbe Empfehlung gegeben. Zudem gibt es wohl keine grundlegend neuen medizinischen Erkenntnisse, die gegen die Aufhebung der Rezeptpflicht sprächen.
Dass Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) der Entscheidung der Sachverständigen positiv gegenübersteht, ist aber nicht zu erwarten. Denn die Union ist, wie deren Gesundheitsexperte Jens Spahn am Dienstag noch einmal deutlich gemacht hat, weiter für die Beibehaltung der Rezeptpflicht.
Dafür gibt es sicherlich gute Gründe. Ein ärztliches Beratungsgespräch vor der Verschreibung des Präparates kann sehr hilfreich sein. Zumal es bei der Einnahme auch Risiken, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten geben kann.
Andererseits: Je eher Frauen das Präparat einnehmen, desto größer sind die Chancen, dass eine unerwünschte Schwangerschaft vermieden wird. Bis ein Beratungsgespräch stattgefunden hat, ist es vielleicht schon zu spät. Außerdem ist in anderen Ländern offenbar die Anzahl der Abtreibungen gesunken, nachdem es möglich geworden war, die "Pille danach" rezeptfrei zu bekommen.
Ergo: Weil sich die Frauen, die das Präparat in Erwägung ziehen, vermutlich in den allermeisten Fällen in einer Notlage befinden, sollte ihnen ermöglicht werden, schnell zu reagieren. Es wäre gut, wenn die Bundesregierung auf die Sachverständigen hört.