Kommentar Die falsche Medizin

Mario Draghi setzt weiter auf eine Geldschwemme. Sollten die Preise weiter so niedrig bleiben, dann ist der EZB-Präsident offenkundig bereit, die Märkte noch stärker und noch länger mit Geld zu fluten als bisher schon.

Dabei sind die knapp 1,2 Billionen Euro, die die EZB bis zum kommenden September ohnehin auf den Markt wirft, schon eine schier unvorstellbar große Summe. Sollte es im Dezember, bei der nächsten Sitzung des EZB-Rates, noch mehr werden, dann freut das die Aktienmärkte, denn die werden dann noch mehr Spielgeld haben. Diejenigen, die einen Kredit benötigen, dürfen sich ebenfalls über weiter billiges Geld freuen. Die Sparer aber bleiben die Dummen, weil sie auf absehbare Zeit kaum Rendite auf ihr Geld erhalten werden.

Aber bringt eine noch stärkere Dosis derselben Medizin wirklich noch etwas, wenn bisher schon keine Besserung zu erkennen ist? Denn die Preise steigen nicht, wie von der EZB gewünscht, sie fallen. Es wirkt fast hilflos, wenn die Notenbanken - und das gilt weltweit - eingestehen müssen, dass sie offensichtlich mit ihrem Latein am Ende sind.

In den USA scheint die Einsicht zu reifen, dass bestimmte wirtschaftliche Zusammenhänge offenkundig nicht mehr gelten. So hat man früher immer angenommen, dass die Inflation steigt, sobald der Beschäftigungsgrad eine bestimmte Quote überschreite. Das aber ist nicht mehr so. Das kann man in Deutschland gut beobachten, wo die Einführung des Mindestlohns sich nicht auf die Preissteigerung ausgewirkt hat. Denn wenn mehr Menschen mehr Geld zur Verfügung haben und entsprechend mehr nachfragen, sollten eigentlich die Preise steigen. Doch davon ist nichts zu sehen.

Ein Grund liegt sicher in den niedrigen Ölpreisen begründet. Auf die hat keine Notenbank Einfluss. Sich dagegen zu stemmen, erscheint relativ sinnlos. Auch wenn die EZB da auf die auch sinkenden Prognosen für die Inflation schaut: Die Geldpolitik muss neue Mittel und Wege finden, um die Märkte zu steuern und die Wirtschaft anzukurbeln. Immer noch mehr Geld jedenfalls kann es auf Dauer nicht richten.

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