Kommentar Deutschland/Ägypten - Schwieriger Partner

Ein schwieriger Partner, aber einer von besonderem strategischen Gewicht. Der Besuch des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Berlin hat ungeschminkt vor Augen geführt: Deutschland und Ägypten trennen in wesentlichen Fragen wie Ächtung der Todesstrafe, Schutz von Menschenrechten oder Wahrung von Religions- und Pressefreiheit Welten.

Demokratie wird eben noch lange nicht überall da gelebt, wo die Staatsführung das Etikett Demokratie hat aufkleben lassen.

Wie sehr Ägypten auch zwei Jahre nach der Entmachtung des demokratisch gewählten Präsidenten Mohammed Mursi und der Machtübernahme von General Al-Sisi, unterstützt durch das Militär, gespalten ist, zeigte sein Besuch in Berlin. Der fanatische Eifer, mit dem Anhänger und Gegner Al-Sisis dessen Auftritt bei Bundespräsident Joachim Gauck und bei Bundeskanzlerin Angela Merkel bejubelten oder verteufelten, lässt ahnen, wie hart der Kampf der rivalisierenden politischen, religiösen und gesellschaftlichen Gruppen in Ägypten war und ist.

Der Westen aber braucht Ägypten als Stabilitätsanker in einer Region, in der es mit dem Vormarsch der Terrormilizen "Islamischer Staat" und "Boko Haram" immer unberechenbarer wird und fragile Staaten wie Libyen, Syrien und Irak (Terror-)Gefahren zunehmend nach Europa exportieren.

General Al-Sisi weiß den Machtapparat der Armee hinter sich, die in Ägypten schon immer mehr oder minder offen Staatspolitik beeinflusst hat. Für die eigene Sicherheit nimmt Deutschland dafür den Preis in Kauf, dass es mit der Demokratie in Ägypten noch ein Weilchen hin ist.

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