Kommentar Der syrische Bürgerkrieg - Angst vor Flächenbrand

Granaten aus Syrien, die auf türkischem Gebiet einschlagen; Schusswechsel zwischen Assad-Truppen und israelischen Soldaten; und nun von syrischem Boden abgefeuerte Raketen, die in Libanons Hauptstadt Beirut einschlagen: Der mit aller Härte und Grausamkeit geführte Bürgerkrieg überschreitet auch mit Kampfhandlungen immer wieder die Grenzen und beschädigt die Stabilität der Nachbarländer.

Der Beschuss Beiruts lenkt nun den Blick auf die Tatsache, dass es sich in Syrien auch um einen Stellvertreterkrieg handelt, der Machtinteressen im gesamten Nahen Osten betrifft. Von Libanon aus kämpft die schiitische Hisbollah, unterstützt von Iran, auf Seiten der Assad-Truppen. Würde Assad stürzen, verlöre die Hisbollah ihren Schutzpatron - einer der erbittertsten Feinde Israels würde nachhaltig geschwächt.

Zugleich bedroht der Einsatz der Hisbollah-Kämpfer den fragilen Frieden im Libanon, weil andere bewaffnete Gruppen im Land die syrischen Rebellen unterstützen. Für die Freischärler auf beiden Seiten ist es nur ein kleiner Schritt, die Kämpfe auf libanesischem Boden auszutragen. Der Albtraum eines von Syrien ausgehenden nahöstlichen Flächenbrandes würde Realität.

In dieser Woche werden die EU-Außenminister über Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen beraten. Die Bestätigung der Embargopolitik, so viel wird immer klarer, begünstigt einseitig das Assad-Regime, das sich seiner russischen und iranischen Nachschubquellen sicher sein kann. Andererseits will der Westen nicht weiteres Öl ins syrische Bürgerkriegsfeuer schütten - eine kaum zu bewältigende Gratwanderung.

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