To-Do-Listen Der ständige Kampf

Es ist ein ständiger Kampf an freien Tagen: Der Kampf gegen die To-do-Liste. Es gibt Menschen, die schwören auf Erinnerungen dieser Art. Man wisse so, was man noch zu erledigen habe. Ich sehe das anders: Es türmt sich vor einem auf, was man alles noch zu erledigen hat. Irgendwie unbefriedigend, wenn man anhand einer Liste ständig sein Hinterherhecheln vor Augen geführt bekommt.

Zuletzt sprach ich mit einem Freund: Wo ist eigentlich dieses herrliche Gefühl hin, als man als Teenager den ganzen Tag faul sein konnte und kein schlechtes Gewissen hatte? Wir fanden keine Antwort. Hausaufgaben? Ach, die Busfahrt zur Schule dauert doch eine halbe Stunde, da bleibt am Morgen noch Zeit genug. Aufräumen? Später. Oder nie. To-do-Liste? Keine Spur. Lange ist's her.

Doch manchmal hilft ein simpler Feiertag, um dieses Gefühl zumindest für Stunden wiederzuerwecken - allerdings ganz unfreiwillig. Ich hatte die Liste schon in der Hand, den Rucksack zum Einkaufen schon auf dem Rücken und wollte gerade aus der Tür, als mir einfiel: Tag der Deutschen Einheit.

Meint: Die Geschäfte sind geschlossen. Die beste To-do-Liste ist also nutzlos, wenn der Staat einem hochoffiziell eine Auszeit befiehlt. Das ist das Signal von oben: To-do-Listen sind Unfug. Was als Teenager gut war, kann heute nicht schlecht sein. In diesem Sinne war es das von mir: Ich muss nämlich noch einen Text schreiben, sagt meine To-do-Liste auf dem Schreibtisch. Es wird meine letzte Liste dieser Art sein.

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